iPod touch 4.Generation

Apple fuhr in der letzten Woche sein neues iPod-Lineup auf, und liefert die vorgestellten Geräte in diesen Tagen an seine Kunden aus. Und obwohl berechtigter Tadel – beziehungsweise Verbesserungswünsche – in vielfältiger Art anzubringen sind, sprintet die iPod-Produktserie gegenüber seiner Konkurrenz weiterhin lockeren Schrittes voraus.

Was gerne in kritischen Besprechungen unter den Tisch fällt: Ernsthafte Mitbewerber, die sich in großer Stückzahl festsetzen, habe ich in den letzten Jahren immer weniger gesehen. Das die Marke ‚iPod‘ zu einem Synonym für mobile Musik-Abspielgeräte avancierte, ist kein Phänomen der letzten Jahre. Gegenspieler sind im Kalenderjahr 2010 schlicht und ergreifend nicht mehr präsent. Mit ein bisschen Schrecken lässt sich auf die vereinzelt aufflammenden Vorstöße eines Microsoft Zune oder Sony Walkman blicken.

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Während sich der Kampf auf den Smartphone-Markt verlagert, füttert Apple mit den iPods die eindeutig nachgefragte Sparte für vertragsfreie Entertainment-Produkte. Ein Tortendiagramm von Asymco schätzt die iPod-touch-Beteiligung am 120-Million-iOS-Kuchen auf 45 Millionen Geräte.

Das bedeutet: 45 Millionen potenzielle App-Store-Konsumenten, (Video-)Spieler und Musik- sowie Film-Kunden. Während sich für viele Firmen der einzige Gedanken um eine Präsenz im Mobilfunk-Markt zu drehen scheint, schiebt Cupertino durch die Hintertür den iPod touches die Videotelefonie ‚FaceTime‚ unter. Der neue ‚Touch‘ liefert dafür eine eigene Applikation, über die man sich per Apple(Mail-)ID identifizieren kann. Danach ist die Teilnahme aus einem WiFi-Netz kostenlos.

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„Having said that…“

Auf einem sehr hohen Niveau hätte man sich natürlich mehr gewünscht. So wie man das immer macht. Das Retina-Display ist eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem vorherigen Modell, reicht jedoch nicht an die Qualität des iPhone-4-Bildschirms heran (Testbild: Engadget). Während die technischen iPhone-4-Spezifikationen ein Kontrastverhältnis von 800:1 und einen Helligkeitswert von 500 cd/m2 aufzählen, ist davon in der iPod-touch-Beschreibung nichts zu lesen.

Vornehmlich störend fällt für mich jedoch die Abwesenheit der Fettabweisende Beschichtung auf, mit der das iPhone Fingerabdrücke minimiert. Nach zwei Minuten intensiver Bedienung schmachtet man nach einem Wischtuch.

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Photo: iFixit

Drei (finanzielle) Einsparungen, die ferner schmerzen: Kein GPS, keine 512 MB-Arbeitsspeicher und kein Headset. Bei allen iPod-Modellen liegen in diesem Jahr nur noch ’normale‘ Kopfhörer (ohne Fernbedienungstasten) bei. Einen GPS-Chip hätte man sich für diverse (Navigations-)Applikationen oder Jogging-Aktivitäten gewünscht, bei denen man seine Strecken aufzeichnen hätte könnte. Der Arbeitsspeicher gleicht mit seinen 256 Megabyte dem iPhone 3GS sowie iPad und hätte mit einer Verdoppelung mehr Luft für ’systemintensive‘ Spiele genossen.

Schön, das Apple das Design noch schlanker gestaltete und den Einschaltknopf (‚iPhone-like‘) an die rechte Oberseite versetzte. Nichtsdestotrotz fällt die ‚rupige‘ Kante auf, mit der das Display an der Seitenbegrenzung endet. Die auf der Rückseite abgeflachte Konstruktion sieht mit halb-eingestecktem Dock-Connector oder Klinken-Stecker der Kopfhörer sehr gewöhnungsbedürftig aus.

DirektTest

Wortkarges Test-Video aus der iPod-touch-Frontkamera mit direktem (HD-)YouTube-Upload

Der schmalen Bauweise zum Opfer fallen zwei schwächere Kameras. Die Front-Knipse reicht für FaceTime-Gespräche aus, die rückwärtige Kamera besitzt keinen Autofokus oder HDR-Funktionalität und bleibt damit auf ‚Spielzeug‘-Niveau.

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Der Einstiegspreis für ein 8 GB-Modell liegt bei 229 € (Affiliate-Link). Ohne Vertragsbindung, ohne weitere Verpflichtungen. Wer 70 € mehr ausgibt, bekommt stolze 32 GB – eine typische Marketing-Preisgestaltung, die ungeachtet dessen mehr als fair ausfällt.

Alleine die FaceTime-Unterstützung, mit der man sich (oder entfernt wohnenden Familienangehörigen) ein mobiles Videotelefon nach Hause holt, macht die neuste iPod-touch-Generation zu einem attraktiven Angebot. Mit Retina-Bildschirmauflösung und A4-Prozessorkraft quetscht die flache Medien-Flunder ihr (Stand-)Bein ein kleines bisschen weiter in den Türspalt, welcher in die ‚Liga der ernstzunehmenden Spielekonsolen‘ führt.