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Die viel diskutierte Tagesschau-Anwendung erscheint im App Store

Vor über sieben Tagen startete die native Tagesschau-Applikation (kostenlos; universal; App Store-Link) im App Store und bewies eindrucksvoll, dass für manche Webseiten ein eigenständiges (Download-)Programm (technisch) vollkommen überflüssig ist.

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Ob man das so hart ausdrücken muss, bleibt zu diskutieren. Trotzdem leistet der überzogen debattierte Release dieser 12-Megabyte-Software, nur in ganz wenigen Punkten echten Mehrwert gegenüber dem ‚klassischen‘ Webseitenbesuch. Positiv ausgedrückt bedeutet dies jedoch auch: Tagesschau.de ist eine sehr empfehlenswerte Anlaufstelle im Internet. Soweit ist das alles keine große Neuigkeit.

Bereits im letzten Dezember startete der mediale Spießrutenlauf. Auslöser war ein leichtherziger Kommentar von Dr. Kai Gniffke, Chefredakteur von ARD-aktuell (Tagesschau / Tagesthemen), gegenüber der Deutschen Presseagentur.

Da ich ja für Transparenz bin und mir nichts Böses dabei dachte, habe ich wahrheitsgemäß geantwortet, dass es im neuen Jahr auch eine Tagesschau-App geben wird.

Das sich hinter der Wortwahl „im neuen Jahr“ eine Veröffentlichung am 21. Dezember 2010 (!) verbarg, bleibt ebenso absurd wie die unzähligen Aussagen von Lobby-Politikern, Interessenverbänden und privaten Verlegern.

Oder was passierte außerdem noch alles im Jahr 2010, bis ein bereits bestehender Webauftritt mit seinen digitalen Informationsströmen in eine App-Store-Schablone gegossen werden konnte? Richtig. Sowohl das iPhone 4 als auch das iPad erschienen auf der Bildfläche. Zusammen mit diversen Nachrichtenangeboten. Ohne Entschuldigung bleibt die irrsinnige Verzögerung der beiden Anwendungen insbesondere auf den gelieferten Qualitätsumfang. Kommentare lassen sich nur mit einem Benutzerkonto anlegen, das a) eine Facebook-Einwahl verlangt oder b) einen Tagesschau-Account. Innerhalb der Anwendung lässt sich Letzteres jedoch nicht neu erstellen. Das iPad illustriert in keiner Weise die aktuelle Leseposition. Der iPhone-Bruder blendet dagegen bei einer Fingerberührung korrekt die halbtransparente Laufzeile am Bildschirmrand ein. Des Weiteren zeigt der 10-Zoll-Bildschirm häufig zwei ‚Zurück‘-Knöpfe mit gleicher Funktion; einmal ausgeschrieben (links unten), einmal in der graphischer Form eines Pfeils. Viel Sinn macht das nicht.

Auch die iPhone-App ist kritisch zu beäugen, indem sie Videomaterial vermissen lässt, das auf der ’normalen‘ Webseite angepriesen wurde – aktuell beispielsweise die ‚Zeitgeschichte in der Tagesschau‚.

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Trotzdem. Während sich andere Nachrichten-Unterhaltungsangebote mutlos hinter Bezahlwänden verstecken und sich dem freien Informations-Zugang verschließen, leistet die Tagesschau auf ihrer Webseite bereits seit mehreren Jahren vorbildliche Arbeit. Die Videos spielen mittlerweile in einer bildschirmfüllenden Auflösung. Ein Kommentarsystem ermöglicht die direkte Reaktion auf Beiträge. Andere Inhaltsanbieter stellen sich diesem Feedback nicht. Warum auch, war ja die letzten Jahre so angenehm ruhig im journalistischen Elfenbeinturm, den nur ab und zu ein paar Leserbriefe per Post störten.

Und allein aus diesem Grund, Präsenz zu zeigen, ist die Tagesschau-App wichtig. Sogar extrem wichtig. Insbesondere im App Store, einer zunehmenden Anlaufstelle von Informations-Angeboten.

Höchstwahrscheinlich verärgert mich die zeitliche Verzögerung und die technische Mittelmäßigkeit nur, weil ein so kleinlauter Termin gewählt wurde – der 21. Dezember 2010, Dienstag vor Weihnacht. Warum veröffentlicht man nicht gleich noch unspektakulärer am Weihnachtsabend, wo es überhaupt niemanden mehr kümmert?

DirektTagesschau

Das Videorundgang durch das Angebot auf 2 Minuten und 25 Sekunden ist sachlich, kämpft aber gegen eine gesponsorte Ausgabe von ‚Dittsche‚ mit Gastauftritt von Kai Diekmann. Ohne sich auf das Niveau die verschiedenen Hetz- und Schmutz-Kampagnen von Verleger-Verbänden und privaten Mitbewerbern zu begeben, hätte ich mir in allen Belangen mehr Biss gewünscht. Nicht zwei sachliche ‚Wir-hören-auf-euer-Feedback‘-Blogbeiträge (1/2) sondern eine trockene Kampfansage, in der man die Zähne (und positive App-Store-Bewertungen) zeigt.

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