Keine YouTube-App ist kein Problem.

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Mit iOS 6 lässt Apple YouTube ziehen. Oder: Mit iOS 6 holt sich Google die Kontrolle über iOS-YouTube-Nutzer zurück. Wie man es auch dreht: Cupertinos Statement über die „auslaufenden Verträge“ innerhalb einer Software-Testphase wirkt komisch. Trotzdem soll der verwunderliche Beta-4-Zeitpunkt nicht vom Umstand ablenken, dass die seit dem ersten iOS-Tag ‚fest installierte‘ Anwendung für Online-Filme im Jahr 2012 mittlerweile deplatziert erscheint.

Dafür drei schnelle Gründe:

  • Updates ohne komplette Systemaktualisierung. Weil, sind wir ehrlich: Apple hat das YouTube-Frontend nie grundlegend überarbeitet und nur ganz selten Neuerungen eingebaut. Jetzt hängt die App-Verantwortung an Google. Hoffentlich wird’s besser als der klägliche Gmail-Versuch.
  • Keine automatischen ‚Umleitungen‘ mehr in die App. Der ‚Link-Klau‚ nervt so stark, dass ich das Programm über die iOS-Einschränkungen pauschal ausknipse.
  • Keine Drosselung auf Pixelbrei unter UMTS-Umständen. Im Browser darf ich selbst über die HD-Qualitätsstufe entscheiden und festlegen, wie viel Datenverkehr mir ein Video wert ist.

Was es zu verstehen gilt: Trotz aller Freundschaft zwischen Google und Apple im Jahr 2007 war auch YouTube eine strategische Partnerschaft. Im ‚Jahr des iPhones‘ dudelte ‚Netzvideo‘ in einer heute unvorstellbar unterirdischen Liga. Flash war ein Thema und der YouTube-Katalog ein löchriger Flickenteppich. Google war an der schnellen Verbreitung seines neu eingekauften Produkts gelegen; Apple wollte bewegtes Internet-Bild auf seinem Mini-Computer. Zum Vergleich: Heute schickt ein YouTube-Browserfenster Filme über AirPlay an Fernseher!

Es ist ein Fehler, die ‚auslaufende Partnerschaft‘ einseitig zu betrachten. Google genießt die Umleitung der iOS-Nutzerströme ins Web. Wer mit seinem Google-Account eingewählt ist, schickt wertvolle Sehgewohnheiten ins idyllische Mountain View. Hier sind die Chancen größer, angemeldete Gmail-Nutzer zu treffen und Profile zuzuordnen. Die ‚Einwahlquote‘ in der YouTube-App dürfte dagegen wesentlich geringer ausfallen.

Ja, Werbung wird zukünftig ein Thema. Aber das ist der Deal mit Google und damit auch YouTube.

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Und noch einmal: Apple wirft YouTube nicht von seinem Telefon. Eine dedizierte App-Store-App kommt, und wird die Charts stürmen.

We are working with Apple to ensure we have the best possible YouTube experience for iOS users.

Aber: Der ‚App-Bau‘ ist nebensächlich. Apple pflegt als intelligente Firma ungern fremden Content sondern verkauft lieber selbst dazugehörige Geräte. Dank der initialen Partnerschaft laufen mittlerweile alle Online-Videos, die etwas auf sich halten, am iPhone oder iPad. Apples YouTube-App wird bereits am ersten iOS-6-Releasetag vergessen sein.