Dropbox: überfällig auf dem Transfermarkt

Das es Apple innerhalb des ersten iPad-Verkaufsmonats nicht geschafft hat, seine MobileMe iDisk-Anwendung (kostenlos; App Store-Link) vom iPhone auf den hochauflösenden iPad-Bildschirm zu portieren, ist ein Armutszeugnis.

Die Wertschätzung gegenüber dem (zahlenden) Kunden scheint bei den Mitbewerbern höhere Priorität zu genießen. Dropbox ist dafür ein (plattformübergreifendes) Beispiel. Der Sync-Service startete vor zwei Jahren als Studenten-Trio und beschäftigt heute mit mageren $7.2 Millionen US-Dollar Risikokapital (plus einem flexiblen Bezahlmodell) stolze 23 Angestellte.

Ernsthaft. Dropbox bietet gegenüber der iDisk eine (für Europäer) schnellere Anbindung, ermöglicht systemübergreifendes Arbeiten sowie mehr „Wolkenspeicher“ zu geringeren Konditionen. Im Cupertino-Kuhstall stehen mit iPhone und iPad zwei absolute „Cash Cows“, für die seine Benutzer einen mobilen Dokumentenzugriff einfordern (müssen). Nicht bald, sondern heute.

Mit iWork.com attestiere ich Apple, dass sie diese Bedürfnisse verstanden habe. Das ändert jedoch nichts an der bislang miserablen und halbherzigen Umsetzung. Daran stoßen sich übrigens nicht nur Profianwender; selbst iPad-Laien ecken recht schnell nach ihrem ersten Pages-Schieb an der beschränkten USB-Sync-Problematik an.

David machts Goliath vor: Apple besitzt, soweit ich das beurteilen kann, mit MobileMe ein (zumindest) finanziell tragfähiges Online-Bezahlsystem. Zusätzliche Funktionalität dürfte den Abonnenten nicht schwer zu ‚verkaufen‘ sein. Die potenzielle Akquisition des jungen Dropbox-Teams, die immer wieder in die Gesprächsrunde geworfen wird, ist meiner Meinung nach mittlerweile nicht mehr optional. Dabei müssen als Kaufgrund nicht einmal Sync-Kompetenzen im Vordergrund stehen.

Die Dropbox-Klitsche führt einen (scheinbar) riesigen Kundenstamm mit aufs Spielfeld und wäre selbst als millionenschwere Geldanlage wertvoller im sicheren Hafen der Infinite Loop aufgehoben, als am konkurrenzbeobachteten TRANSFERmarkt. Apple sollte einmal Nachhilfestunden beim Fußballclub FC Bayern München nehmen, der gute Spieler einfach nur deshalb kauft (und auf die Bank setzt), damit die Konkurrenz sie nicht auflaufen lassen kann.

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Die heute veröffentlichte iPad-Version der Dropbox-App (kostenlos; universal; App Store-Link) ist meines Erachtens kein Champions League-Material (Foto-Upload?, horizontale Bedienung stark eingeschränkt, PDF-Ansichten langsam), spielt aber immerhin schon einmal mit. Das kann die zahlende B-Auswahl von MobileMe nicht von sich behaupten.

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Die Anwendungsfälle für die Nutzung von Online-Speicherplatz fallen höchst unterschiedlich aus. Während manche Skriptkiddie von Unterwegs ihre iTunes-Bibliothek befüttern, synchronisiere ich mit der Macintosh-Software Hazel automatisiert Dateien und Ordner für eingescannte Dokumente. Das gibt mir nicht nur eine ausgelagerte Kopie der digitalisierten Rechnungen, Geräte-Anleitungen oder Kostenvoranschläge, sondern macht diese auch von Unterwegs einsehbar und zu verschicken.

Für alle, die intensiv mit dem ausgelagerten Dropbox-Speicherplatz arbeiten, ist die iPad-Anwendung schon jetzt ein sehr hilfreicher Mitspieler auf dem eingezäunten Apple-Bolzplatz.

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