ReadQuick – übertaktet den Leserhythmus

John Gruber erinnert an ReadQuick (3.59 €; App-Store-Link), eine iPad-Leseanwendung, die im vergangenen August erschien aber (insbesondere hierzulande) keine Aufmerksamkeit bekam – trotz (oder aufgrund) eines unkonventionellen Konzepts.

Die Software stückelt Webartikel, die zum späteren Lesen vorgemerkt sind, in seine einzelnen Worte auf und lässt diese anschließend individuell über den Bildschirm rauschen. Die ersten Gedanken nach einer Handvoll so aufgesaugter Wörterwolken ist Stolz und Faszination. Stolz auf die persönliche Auffassungsgabe; Faszination für die eigenen Hirnströmungen und dessen Gabe komplexen Buchstabensalat (logisch) zusammenzusetzen.

Doch nicht alle Textgattungen funktionieren (für mich). Gewöhnliche Nachrichten-Literatur, beispielsweise ein Artikel auf Zeit.de, ist kein Problem. 350 Worte pro Minute verstehe ich bei aufmerksamer Konzentration ohne Probleme. Verspieltere Artikel, die vermehrt mit Gedankenstrichen arbeiten oder Eigennamen zusammensetzen, stolpern. Teilweise gehen Zusammenhänge verloren. Das größte Problem: Es fehlt die Zeit für Details weil der Wortschwall nie abreißt.

Natürlich musste ich mich nach jedem ReadQuick-Artikel mit der Stoppuhr hinsetzen und die Geschwindigkeit zum ’normalen‘ Lesen vergleichen. Das Ergebnis überrascht: Bei Artikeln unter fünf Minuten findet sich der Zeitgewinn lediglich im einstelligen Sekundenbereich. Doch der bewusste Wechsel zwischen den zwei Lesemethoden hat mir (einmal mehr) gezeigt, wie oft ich Satzenden abschneide oder Nebensätze (gedanklich) verschlucke. Schon dafür hat sich dieses Experiment gelohnt.

Der große Reiz von ReadQuick versteckt sich aber in der eingeflochtenen Statistik, die die Konsumzeiten für Artikel (vorab) berechnet. Das ist unglaublich hilfreich um beispielsweise zu beurteilen ob es noch Sinn macht einen neuen Beitrag anzufangen. „Schaffe ich heute noch das nächste Kapitel?“ fragt auch der Kindle Paperwhite (Affiliate-Link) und erhebt anhand der Umblättergeschwindigkeit die persönliche ‚Time to Read‚-Lesegeschwindigkeit. Ich wäre sehr verwundert, wenn diese reizvolle Funktion nicht bereits auf der Instapaper-Feature-Liste steht.