Apple Watch: Preis ≠ Leistung

The Apple Watch represents the biggest product bet Apple has placed since the iPhone in 2007. Apple will never be the same kind of company once Apple Watch pricing is revealed on Monday. Management’s primary focus during Monday’s „Spring forward“ Apple Watch event will be showing how a premium mass-market technology brand can embrace luxury without alienating a portion of its customer base. On one hand, Apple Watch is a device that seemingly no one asked for, but on the other hand, it is a device that holds enough potential to reshape the mobile landscape by altering the way consumers use iPhones.

Neil Cybart | „Apple Won’t Look the Same after Monday’s Apple Watch Keynote

Egal welche Preisstufen Apple am Montag für seine zahlreichen Watch-Modelle ankündigt, egal wie sie es verpacken: Die Preise werden die nachfolgende Berichterstattung dominieren. Keine Artikeleinleitung, kein Anreißer und keine Anmoderation wird ohne diese Information auskommen, obwohl wir schon jetzt den Goldpreis kennen und ein Gliederarmband, das „neun Stunden geschnitten und danach per Hand gebürstet wird“, keine Dreingabe ist. Die Armbänder werden einen signifikanten Anteil am Preis haben. Schon deshalb erwarte ich nichts Geringeres als BuzzFeed-Style-Überschriften.

When the prices of the steel and (especially) gold Apple Watches are announced, I expect the tech press to have the biggest collective shit-fit in the history of Apple-versus-the-standard-tech-industry shit-fits.

John Gruber

IPhoneBlog de Apple Watch Gliederarmband

Aber es sind nicht nur die Materialien und der Fertigungsprozess, der den finalen Verkaufspreis bestimmt: Apple Watch überschreitet als eines der ersten Computerprodukte, die in Millionenstückzahl hergestellt werden, die Grenze zwischen Technikwelt und Mode. Und während die Preiskurve für Elektronik kinderleicht zu prognostizieren ist, funktioniert Fashion komplett anders.

Klar, wir haben alle schon über diamantenbesetzte iPhones gelacht und über den Auktionspreis von vergoldeten EarPods geschmunzelt. Nein, Apple Watch betritt als Technikprodukt die Luxusgüter-Kategorie, in der rationale Preisentscheidungen nicht gelten.

Die Gegensätze dieser zwei Konsum-Gattungen könnten nicht unterschiedlicher sein: Technik stand schon immer in einem nachvollziehbaren Preis-Leistungs-Verhältnis. Das schnellere Notebook kostet mehr als die Ausführung mit dem langsameren Chip; ein 15″ MacBook Pro ist teurer als die 13″-Variante; ein iPhone mit 128 GB Speicher muss mehr kosten als sein 64 GB-Bruder. Eine solche mathematische Rechnung existiert nicht für Schmuck. Sie existiert nicht für Fashion oder Mode. Ein Fred-Perry-Shirt kostet nicht den dreifachen Preis von einem H&M-Shirts weil es dreimal so teuer ist in seiner Herstellung, sondern weil Leute bereit sind dies zu zahlen. Eine Jogginghose mit Superdry-Logo trägt ein Preisschild von 80 Euro; wird im Ausverkauf für 20 Euro verscherbelt und wirft noch immer Gewinn ab.

Als Gesellschaft wundern wir uns regelmäßig über dieses Ungleichgewicht. Wir bestaunen es auf der einen Seite und empören uns ein anders Mal. Wir schütteln heute den Kopf und greifen wie selbstverständlich zum NoName-Produkt und zahlen morgen bewusst extra für den Markennamen. Wir alle treffen diese Entscheidungen. Täglich. Nur nie für Technik.

IPhoneBlog de Apple Watch Gold

Apple Watch wird ein Grenzgänger zwischen Technik und Mode. Und trotzdem ist der viel diskutierte Preis, einer der uninteressantesten Aspekt. Alle Modelle, egal wie teuer, besitzen die gleiche Uhr. Unabhängig vom Goldbeschlag und Lederarmband: Die Technik, die in Apple Watch steckt, ist bei jeder Ausführung identisch. Die Unterschiede beschränken sich ausschließlich auf das ‚Drumherum‘-Material – die Schnalle in Roségold oder die Abdeckung des Zifferblattes in Glas oder Saphirglas.

Unter der Haube ist jede Apple Watch gleich. Dort tickt der gleiche S1-Chip und die gleiche Taptic Engine. Die Elektroden für Force Touch, eines der herausstechenden Alleinstellungsmerkmale neben der digitalen Krone, funktionieren überall identisch.

Das erlaubt, genau wie beim iPhone, eine Revolution durch Software. Meine Twitter-Timeline füllt sich seit Tagen mit Beiträgen von iOS-Entwicklern, die Apple Watch in der einen oder anderen Form unterstützen – von Trails über Things bis Pinner oder Launch Center Pro. Cupertino scheint für sein nächstes Baby über 100 App-Store-Entwickler vorab eingeladen zu haben, um ihre Software direkt mit der Uhr auszuprobieren. Das wird nicht nur am Montag ein Schwerpunkt der Präsentation, sondern auch zum Verkaufsstart im April. Apple Watch startet gleich zum Release mit einem breiten App-Portfolio.

So aufbrausend die Preisdebatte in der nächsten Woche wird, so schnell verfliegt sie dann aber auch wieder. Es wird festgestellt, dass alles auf persönliche Präferenzen und Wertschätzungen hinausläuft. Es ist deshalb nicht der Preis, der am Montag wichtig ist, es ist die Leistung. Und was Apple Watch tatsächlich kann, wird für mich der Fokus dieser Veranstaltung.