Medienkrieg: Döpfner wettert im Handelsblatt, Arte und Google News auf fortschrittlichem Digital-Pfad

Am Ende des Jahres 2009 zeigte sich der ARD-aktuell-Chefredakteur Dr. Kai Gniffke einer iOS-Anwendung für das Angebot der Tagesschau und den Tagesthemen aufgeschlossen und sorgte damit für einen kleinen Medienwirbel der privaten Verlagshäuser. Allen voran polterte die Axel Springer AG mit einer Pressemitteilung, in der sie darum baten „freiwillig auf ein kostenloses Angebot zu verzichten“ und bauten plakativ das Wort „Wettbewerbsverzerrung“ in ihre Überschrift ein.

Nach ein bisschen Medienkrieg um die sogenannten ‚kostenlosen Netz-Inhalte‘, passierte erst einmal wenig. Den Sommer verbrachten einige der großen Verlagshäuser (erfolgreich) mit der Desinformation ihrer Leser in puncto ‚Google Street View‚.

Am vergangenen Wochenende berichtete Meedia.de, dass die „Tagesschau-Apps vor dem Start“ stehen und ‚lediglich‘ auf „das Go von NDR-Intendant Lutz Marmor und ihre Freischaltung“ warten.

Die „Tagesschau“-Apps liegen bereits seit Monaten fertig in den Schubladen von ARD-aktuell, sollten aber mit Blick auf die anhaltende medienpolitische Großkampflage zunächst noch nicht online gehen.

Falls an dieser Behauptung auch nur ein Funken Wahrheit klebt, wäre dies für die öffentlich-rechtliche Organisation mehr als peinlich. Mittlerweile ist die Veröffentlichung einer native Anwendung zum Politikum aufgestiegen. Das Programm an sich wäre technisch (fast) überflüssig, da das Angebot auf Tagesschau.de ebenfalls über den Webbrowser angesteuert werden kann. Die Publikation mit ihren Text- und Video-Inhalten im App-Store-Format, die durch Öffentlich-rechtliche Gebühren bereits finanziert ist, wäre jedoch ein längst überfälliger Faustschlag an das ‚Bullshit-Whiteboard‘, an das Begriffe wie ‚Kostenlos-Offensive‘, ‚Marktverletzung‘, ‚Leistungsschutzrecht‘ und ‚Qualitätsjournalismus‘ der bekannten ‚Pappenheimer‘ immer wieder geheftet werden.

Wie nach dieser Wochenende-Ankündigung zu erwarten, setzte sich Springer-Vorstand Mathias Döpfner zu einem Handelsblatt-Interview. Die „Halbwahrheiten und Nebelkerzen“ deckt unter anderem Neunetz.com mit „Döpfner und Handelsblatt: Der Aufstieg der Konkurrenz-Kultur“ auf.

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Heute wurde bekannt: Der deutsch-französische Kultursender Arte, der zu 95-Prozent über die erhobenen Fernsehgebühren finanziert wird, plant ebenfalls die ‚App-Storeisierung‘ seines Nachrichten-Angebotes – inklusive Mediathek. Arte-Präsident Gottfried Langenstein verlautete dies, nach Heise-Online-Angaben, gegenüber der Nachrichtenagentur DPA. Der TV-Sender bietet über seinen YouTube-Kanal bereits ein umfangreiches Film-Angebot feil.

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Ebenfalls (werbe-)finanziert: Das von privaten Verlegern, gleichermaßen so geliebte Google-News-Portal, stellt am heutigen Tag auf eine einheitliche Smartphone-Ansicht um, die aus der Nachrichtenwüste eine relativ gut strukturierte Übersicht der aktuellen Geschehnisse zimmert.

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Und noch einmal. Springer prognostiziert Ende der Umsonst-Kultur im Internet:

In Deutschland geht die Umsonst-Kultur zuende. Springer hat bereits 280 000 Apps von „Bild“ und „Welt“ verkauft. Angesichts der Tatsache, dass es hier zu Lande nur knapp zwei Millionen iPhones gibt, eine beachtliche Zahl. „Bild“ ist mittlerweile die meistverkaufte Nachrichten-App des Landes.

Ich freue mich mehr und mehr auf das Angebot der Tagesschau und den Tagesthemen; genau wie dessen zukünftige Download-Zahlen.