Die Harman/Kardon Aura (+ Video)

Harman/Kardon hat mir für die vergangenen sechs Wochen die Aura* – ein 360-Grad-Subwoofer-Soundsystem – auf meinen Schreibtisch gestellt. Schon alleine die Ästhetik wird mir fehlen, wenn die 400-Euro-Leihstellung nächste Woche wieder zurückgeht.

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Über Design lässt sich bekanntlich streiten. Die Optik ist hier allerdings nicht nur eine persönliche Geschmacksfrage, sondern bestimmt grundlegend die Funktion des WiFi-AirPlay-Bluetooth-Lautsprechers. Aber dazu später mehr.

Beginnen wir beim Metallkorpus, der sich hinter der Tuchbespannung, die die Elektronik im Gehäuseinneren verbirgt, nur erahnen lässt. Der Subwoofer zeigt mit seinem vibrierenden Chassis zu Boden und versetzt damit (Schreib-)Tische oder Bodendielen, auf denen er steht, in Schwingung. Eingerahmt ist er durch eine turbinenähnliche Konstruktion, die im sichtbaren Innenkreisel einen LED-Ring trägt, der die Lautstärke anzeigt. Wer mit seinem Finger über den äußeren (leicht strukturierten) Plastikrand fährt, der von den Symbolen Plus und Minus umrandet ist, steuert die Lautstärke und damit den LED-Ring im transparenten Klangkörper.

Spätestens jetzt ist wahrscheinlich klar: Ich begeistere mich für den Anblick.

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Das optische Statement täuscht jedoch nicht über die Klang-Klasse hinweg, die die Aura in ein großes Arbeits- oder Wohnzimmer flutet. Lautstärke ist kein Problem. Trotzdem steckt hier das Potenzial in der Positionierung. So richtig entfalten kann sich der Lautsprecher wenn er nicht direkt an einer Wand steht, sondern zu allen Seiten Musik absondert.

Klar, die Aufstellung in der Raummitte ist eine Herausforderung. Insbesondere dann wenn das Stromkabel der ovalen Plastikhaube möglichst dezent verlegt sein soll. Es bleibt jedoch die einzige Kabel-Sorge, weil der Klangkörper alle seine Musikinfos drahtlos über Bluetooth, Wlan für Apples AirPlay oder DLNA-Streaming im Netzwerk entgegennimmt1.

Am zuverlässigsten empfing die Aura in meinem Testlauf ihre Audiosignale über WiFi. Die iPhone-App kann das Wlan-Passwort an den Lautsprecher auf Knopfdruck durchreichen. Auch die Verknüpfung über (reines) Bluetooth funktionierte mit allen iOS-7-Geräten problemlos; beim Koppeln von meinem betagten MacPro stolperte jedoch die Soundwiedergabe, ähnlich wie bei den Kollegen von Pocket-lint.

Ist der Lautsprecher jedoch einmal im WiFi eingebucht, war der drahtlose Verbindungsaufbau, egal von welchem Abspielgerät (auch dem MacPro), durchgehend erfolgreich.

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Wie bereits erwähnt: Das Design beeinträchtigt die Funktion. Negativ fällt das in Bezug auf die Touch-Tasten auf. Die sind hübsch, aber unpraktisch. Ohne haptisches Feedback und mit einer verzögerten Reaktion beim Tastendruck bin ich mir nie sicher ob die Berührung registriert wurde. Bei einer Feinjustierung der Lautstärke kann das schlimmstenfalls nur erschrecken (weil’s plötzlich laut wird); beim Ein- und Ausschalten krabbelt man aber regelmäßig hinter die Box um die berührungsempfindliche Taste zu finden. Bis zum Ende meiner Testzeit ist es mir nie gelungen, den Powerknopf blind zu treffen.

Die eigene Harman/Kardon-App hilft bei diesem Problem nur mäßige, weil sie (logischerweise) nicht fähig ist die Box hoch- beziehungsweise herunterzufahren.

Apropos App: Die HK Remote (kostenlos; universal; App-Store-Link) koppelt die Box ans WiFi (sehr bequem!), verstellt die Lautstärke sowie Bass-Mischung und aktiviert den Equalizer. Viel mehr macht sie jedoch nicht. Musik aus iTunes Match wird nur erkannt, wenn man die Songs lokal aufs Gerät herunterlädt; Streamingdienste kommen ohnehin mit eigener App. Hübsch wäre wenn Harman/Kardon, ähnlich den Zik-Kopfhörern von Parrot, Firmware-Updates über die Software anbieten würde.

Verdict

Die Käseglocke in MacPro-Dimensionen sticht optisch und klanglich aus der Flut anderer Soundsysteme hervor. Das Design ist natürlich bekannt von den SoundSticks* aus eigenem Haus, die in Zusammenarbeit mit Apple auf der WWDC vor 14 Jahre (!) starteten.

Preislich kapselt sich die Aura mit 400 Euro nicht von Vergleichsgeräten dieser gehobenen Qualitätsklasse (Sonos Play 5, Bose SoundTouch, Zeppelin Air, Libratone Live, etc.*) ab, sondern spielt im guten Mittelfeld. Eine Gegenüberstellung zu tragbaren Lautsprechern zwischen 100 und 200 Euro, wie der Jawbone JAMBOX oder der Ultimate Ears BOOM, wäre natürlich unfair (auch wenn die Qualität dieser Boxen für die Gartenparty locker ausreicht).

Die Entscheidung für eine Harman/Kardon Aura ist aber auch eine Entscheidung gegen ein Multi-Room-Setup wie es Sonos vorlebt. Für einen Einzelarbeitsplatz mögen andere Funktionen jedoch wichtiger sein. Wer sich beispielsweise ein Büro teilt, teilt sich dank des omnidirektionalen Lautsprechers auch den 360º-Sound. Möchte man sich ausklinken, besitzt die Aura einen Kopfhörer-Klinkenanschluss, durch die dann der Musikstrom fließt, ohne die Box neu zu verdrahten.

Ein persönliches Fazit habe ich über ein paar bewegte Bilder zur Aura in dieses Video gesprochen.

DirektAura**

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** Alle selbstproduzierten Videos gibt es auch als iTunes-Podcast, der nur in unregelmäßigen Abständen erscheint, aber immer mit viel Liebe produziert wurde…

  1. Für die kabelgebundene Fraktion ist ein S/PDIF- und AUX-Eingang an der Rückseite vorhanden.