Der Quatsch vor der Ruhe

Liebe Spiegel-Redaktion, sehr geehrter Herr Klaus-Peter Kerbusk,
mit großer Freude stieß ich in Ihrer aktuellen Ausgabe des Spiegels (Nr. 26) auf einen Artikel zum Apple iPhone.
Leider scheinen Sie, Herr Kerbusk, kein Freund der mobilen Telefonie zu sein. Anders kann ich mir nämlich die offensichtliche Missachtung (gegenüber dem Apple-Produkt und anderen Mobilfunkgeräten) sowie die grundlegend falschen Informationen nicht erklären, die Sie versuchen dem Leser in diesem Artikel zu vermitteln.
Im Prinzip lief er [Anmerkung iPhoneBlog.de: Der Deal zwischen Apple und AT&T] auf eine schlichte Formel hinaus: Apple entscheidet fast alles, AT&T so gut wie nichts.
Das klingt zwar reißerisch gut, ist für Sie Herr Kerbusk jedoch genauso unbekannt wie für den Rest der Welt außerhalb der Verantwortlichen von AT&T + der Apple-Führungskräfte.
Immerhin soll nun in einer neuen Branche jene Revolution wiederholt werden, mit der Apple-Chef Jobs schon die Musikindustrie im Handstreich eroberte. Doch die Chance, dass sich das Wunder wiederholt, ist äußerst gering. Anders als 2001, als Jobs mit dem iPod in eine nach dem Niedergang des Walkmans entstandene Lücke stieß […].
Ob es so einfach war, die „Musikindustrie im Handstreich“ zu erobern, lasse ich mal dahingestellt. Die unsäglichen Verhandlungen über DRM-freie Musik mit den großen Musikonzeren dauern bekanntlich an und der Online-Musikverkauf, in seiner heutigen Form, entwickelte sich erst innerhalb der letzten 2 Jahre. Der iPod dagegen war zu seiner Veröffentlichung nach den „Discman“ (sie meinen mobile CD-Spieler, nicht Walkmans oder ?) in keinem Fall das leistungsstärkste Gerät auf dem Markt (es gab 20 GB Modell der Konkurrenz) sondern das Gerät mit der besten und intuitivsten Handhabung.
Man kann damit telefonieren und fotografieren, E-Mails schreiben, Musik hören und Videos abspielen sowie im Internet surfen. Und statt per Tastatur wird es via Fingerdruck auf dem Display gesteuert. Das alles ist optisch schick verpackt und – soweit man den Ankündigungen glauben darf – einfach zu bedienen. Revolutionär ist dabei allerdings nichts. (Hervorhebung iPhoneBlog.de)
Mhh…Nein. Das genau ist die Revolution. Wenn das nicht erkannt wurde, was dann Herr Kerbusk.
Einzigartig sind allein der Preis und der exklusive Vertriebsweg. Beides dürfte den Apple-Vormarsch auf dem Mobilfunkmarkt erheblich bremsen. […] Zwar ist beim Kauf der Abschluss eines Zweijahresvertrages nötig, für den AT&T wahrscheinlich 60 bis 80 Dollar pro Monat berechnet.
Sie verwenden hier eine Formulierung, die nicht dem Wort „wahrscheinlich“ gerecht wird, sondern hochspekulativ „aus der Luft“ gegriffen ist. Es gibt eine solche Information überhaupt nicht. Unwissenheit mit „wahrscheinlich“ zu kaschieren, finde ich bedenklich.
Lieber Chefredaktion des Spiegels, in Ihrem GerneralStab gibt es doch tüchtige und fähige Redakteure (ich lese überwiegend ihren Online-Ableger), die sich – zumindest mit veröffentlichten Fakten – auskennen. Auch „Offline-Konsumten“ haben ein recht auf wahrheitsgemäße Information. Ändern Sie dies. Gerne verfasse ich Ihnen den nächsten iPhone-Artikel.
Ansonsten, wird es diesmal keine 10 Jahre dauern, bis Sie 40% Ihrer Kioskauflage verloren haben.