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M! Games-Kolumne / Mai 2010

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Ausgebaut

Mit iPhone OS 4.0 stellt sich Apple im kommenden Sommer der Herausforderung einer lange verzögerten Betriebssystem-Aktualisierung. Entwickler bekommen Zugriff auf bislang unantastbare Geräte-Schnittstellen; die Anwender profitieren von neuen Funktionen. Dazu zählt unter anderem ‘Multitasking’. Im Vordergrund laufende Programme beenden sich beim App-Wechsel nicht automatisch, sondern frieren ihren Status ein. Pausieren ohne Spielstandverlust? Ich votiere dafür!

Die Ankündigung für ein „Game-Center“, das über Community-Funktionen High-Score-Listen und Achievements bereitstellt, fiel noch sehr nebulös aus. Der Bedarf scheint mit Blick auf PlayStation3 und Xbox360 jedoch durchaus vorhanden. Die Lücke am iPhone füllten bislang Netzwerke von Drittanbietern wie OpenFeint, Plus+ oder Agon. Diese webten innerhalb der letzten zwei Jahren einen Flickenteppich aus unzähligen „Xbox Live trifft Facebook“-Spielarten. Über die zusammengewürfelten Gemeinschaften lassen sich Freundesanfragen, Spiele-Einladungen oder virtuelle Errungenschaften austauschen. Die individuellen Splitterverwandtschaften zwingen mich jedoch, in jedem dieser isolierten Netzwerke einen eigenen Account anzulegen, eine individuelle Freundesliste aufzubauen und diese dann auch noch zu pflegen. Das ist anstrengend, kostet Zeit und benötigt viel zu viel Passwort-Hirnschmalz.

Ob Apple seine Rolle als Torwächter ausdehnt, die anderen Anbieter unterjocht und eine Netzwerk-Monokultur anvisiert, bleibt abzuwarten. Eine einheitliche Freundschaftsliste, die mir über alle App-Store-Titel hinweg anzeigt, womit sich meine Kameraden gerade von der Arbeit ablenken, erscheint einleuchtend. Ob das „Game-Center“ jedoch alles das kann, was sich heute bereits die Drittanbieter in Eigenregie zusammengestrickt haben, muss sich noch beweisen. Die Community-Rivalen sind immerhin gut aufgestellt: Synchronisierende Spielstände zwischen mehreren Geräten, asynchrone Spielpartien für zeitlich versetzte Schachrunden und individuelle Avatare mit einem privaten ,Touch‘ haben die kritische Maßsse an Teilnehmern bereits überschritten. Das soll Apple erst einmal nachmachen! In der Theorie ist es ein strategisch cleverer Schritt. Ob er zu spät kommt, wird sich zeigen.

Für eine gemeinsame High-Score-Hatz im Mehrspielermodus mit Freunden knappere ich nur zu gerne mein iTunes-Budget an, auch wenn der Gruppendruck und die Geldmaschine App Store immer tiefere Löcher in meinen Geldbeutel reißen. Als Gegenleistung erwartet ich jedoch meine Droge ‘Langzeitmotivation’ mit Belohnungssystemen für gemeisterte Bossfights oder kostenlosen Zusatzleveln für besonders schnelle Rundenzeiten.

50.000 Spiele umfasst mittlerweile der geldmampfende App Store. Fast ein Drittel des gesamten Softwarekatalogs. Erhöhte Aufmerksamkeit für die Games ist also mehr als überfällig. Ich hoffe auf eine bissfeste Systemerweiterung, die der PSP und den DS das Fürchten lehrt.

Eiserne Hardware-Hand

Mit iPhone OS 4.0 beschließt Cupertino zirka drei Jahre nach dem weltweiten iPhone-Debüt seinen ersten Hardware-Zyklus. Der iPhone-2G-Silberrücken und die erste iPod-touch-Generation werden von der anstehenden Aktualisierung ausgeschlossen. Das iPhone 3G und ein iPod touch der zweiten Generation lassen große Funktionen wie Multitasking vermissen. Nur der neuste Jahrgang von Apples Handschmeichlern erhält das komplette Upgrade-Paket. Damit scheint sich ein jährlicher Rhythmus für mächtige Software-Updates einzuschleifen, der gleichzeitig alte Geräte aussortiert. Das kann man gut oder schlecht finden, zumindest ist es konsequent.

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Für die M! Games, das dienstälteste deutschsprachige Videospiel-Magazin, verfasse ich eine monatliche Kolumne zum Thema iPhone. Die Jubiläums-Ausgabe 200 befindet sich ab heute am Kiosk. Über Feedback zum aktuellen Artikel würde ich mich sehr freuen.