Wer zahlt mehr: Der Kampf um digitale Abo-Modelle von Zeitungen und Magazinen

Der ‚digitale Zeitungskiosk‘ ist nicht mehr zu vermeiden. Das scheinen jetzt, ziemlich exakt neun Monate nach der ursprünglichen iPad-Veröffentlichung, auch Verlagshäuser einzusehen.

Gerüchte für eine Zusammenarbeit zwischen Rupert Murdochs News Corp. mit Apple, über eine tägliche iPad-Tageszeitung unter dem vermeintlichen Titel ‚The Daily‘, werden weiterhin für Januar gemunkelt. Eine Einzel-Anwendung scheint nicht realistisch, wenn sich ein ‚Abonnenten-Portal‘ für mehr als eine Handvoll Herausgeber in Planung befindet. Ob jedoch ein alleinstehender Programm-Download, mit prominenter Platzierung ähnlich dem iBooks-Download in Vorbereitung befindet oder eine neue iOS-(4.3-)Version mit systemweiter Integration favorisiert wird, bleibt Spekulation. Beide Varianten besitzen Vor- und Nachteile.

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Ein Blick in den App Store bestätigt, dass der dezentrale Vertrieb von digital aufbereiteten Magazinen, Heften und Journalen von diversen Herausgebern für ihre Publikationen nur unzureichend geleistet wird. Separate Abonnements mit unterschiedlichen Bezahl- und Anmeldeprozeduren verhindern (Spontan-)Käufe. Seit einigen Tagen ist über den ‚Zinio Magazine Newsstand‚ (kostenlos; App Store-Link) das exzellente UK-Videospielmagazin Edge zu beziehen. Der Preis zuzüglich Umsatzsteuer mit Kreditkarten-Bezahlung lädt jedoch (mich) nicht blindlings zum Kauf ein.

Ähnliche Zustände beschreibt MG Siegler für die Time und Newsweek (The “Digital Newsstand” Race Becomes: Who Is More Willing To Trick Users, Apple Or Google?).

Der 30-Prozent-Anteil, welchen Apple zusammen mit den Nutzerdaten einsteckt, hemmt (angeblich) die Verhandlungen. Aus einem Bericht des Wall Street Journal des gestrigen Abends scheint jedoch eine Vereinbarung mit (zumindest) einigen Verlegern in greifbarer Nähe:

Apple is planning to share more data about who downloads a publisher’s app, information publishers can use for marketing purposes. According to people familiar with the matter, Apple would ask consumers who subscribe to an iPad version of a magazine or newspaper for permission to share personal information about them, like their name and email address, with the publisher.

Die Bedenken, dass sich Nutzer dazu entscheiden, diese (persönlichen) Informationen mit ihren Herausgebern nicht zu teilen, soll jedoch zur Sorge beitragen.

Some publishers remain unhappy with this arrangement because they think few customers would opt to share such data, according to these people.

Mündige Käufer. Das wäre mit Blick auf die aktuelle Praxis im Print-Geschäft wahrhaft unangenehm.

Ob sich Google mit kleineren Margen und der Freigabe von mehr persönlichen Benutzerdaten in den Markt ‚einkaufen‘ kann, wenn in diesem Jahr eine zunehmende Anzahl von Android-Tablets erscheint, bleibt abzuwarten.

[…] Google has told publishers it would take a smaller slice on any sales they make of Android apps than the 30% cut Apple typically takes on iTunes sales. Google has also proposed giving publishers certain personal data about app buyers to help with marketing related products or services.

Ob die Schlacht um den ‚E-Kiosk‘ ein Zweikampf zwischen Apple und Google bleibt, gilt es abzuwarten. Ohne Farb-Bildschirm bleibt der Amazon Kindle vorerst ausschließlich auf Bücher spezialisiert.

Und auch das alleinstehende App-Konzept, mit dem Wired und Co. im letzten Sommer die Korken knallen ließen, ist zurück in der Realität angekommen. Fréderic Filloux schreibt auf ‚Monday Note‘ in „iPad publishing: time to switch to v2.0“ über diese ersten Monate, die geprägt waren von schwankenden Verkaufszahlen („Wired: 100,000 downloads in June, 22,500 in October and November : down 78%.„), unschlüssigen (Design-)Konzepten („For tablets, the choice will be between rich media magazine — again, yet to be invented – and content centric, Economist-like, i.e. less sexy but efficient„) und begrenzten Preisvorstellungen („Don’t expect a wide adoption for the e-version of a magazine (or a newspaper) priced at the same level as the paper version„).

Nichtsdestotrotz: Die gegenseitigen Abhängigkeiten gestalten den Markt aktuell sehr spannend. Googles Bemühungen sind (fremd-)bestimmt durch Hardware-Hersteller von Tablet-Computern. Apples funktionierendes App-Store-Konzept, als derzeit dominierender Marktteilnehmer, sieht sich in einer überlegenden Position gegenüber unter Druck gesetzten Verlegern, die es sich nicht mehr lange leisten können, ihre Inhalte nicht auf dem iPad zu wissen.