#BreakingMyTwitter

Twitters Problem? Die 140-Zeichen-Textbox war bereits am allerersten Tag das perfekte Produkt. So musste Twitter für sich selbst nie erforschen was den Dienst ausmacht, wo ihr Wert liegt und wie man sich finanziert.

Viele der fundamentalen Features von Twitter stammen von iPhone-Apps wie Twitterrific, Tweetbot oder Tweetie – vom Maskottchen bis zur Bezeichnung „Tweet“. Die katastrophale Entscheidung – im Jahr 2011 – Drittanbieter-Apps auszuschließen, wurde nur noch davon übertroffen es dann nicht konsequent durchzuziehen.

Die Grabenkämpfe der letzten Jahren führten zu einer stagnierenden Produktentwicklung, die sich am deutlichsten in einer Gegenüberstellung zwischen der offiziellen Twitter-App und jemandem wie Twitterrific oder Tweetbot demonstrieren lässt: Der offiziellen App ist Chronologie und Sync egal; ihr sind Promis und Werbung wichtig. Auf der anderen Seite steht ein effizienter Kurzmitteilungsdienst, der für ganze Berufsgruppen mittlerweile unabdingbar ist. Die eigene @-Twitter-URL ist für viele Leute ihre Internet-ID. Twitter hatte ernsthaft mal die Chance eine Art Protokoll-Status zu erreichen – so wie E-Mails. Welches andere Soziale Netzwerk kann damit prahlen?

We’re not changing our rules, or setting out to “kill” 3rd party clients; but we are killing, out of operational necessity, some of the legacy APIs that power some features of those clients. And it has not been a realistic option for us today to invest in building a totally new service to replace these APIs, which are used by less than 1% of Twitter developers.

@robjohnson

Twitters zugrundeliegende Problem war schon immer die Finanzierung. Im Frühling dieses Jahres verzeichnete Twitter zum allerersten Mal in seiner Geschichte einen Profit. In den Jahren zuvor verbrannte Jack Dorsey das Kapital für ein ‚Sales & Marketing‘-Team, die sich einem schwierig zu skalierenden Werbegeschäft ausgesetzt sahen. Warum ihnen es so schwer fällt öffentlich einzugestehen, dass sie Geld verdienen müssen, bleibt ein Rätsel.

Die aktuellen Einschränkungen für Drittanbieter-Software sind wieder kein Todesstoß für meine geliebten iOS-Apps, sondern weiterhin ein Verhungern am ausgestreckten Arm. Was Twitter nicht versteht: Tweetbot ist keine andere Verpackung – kein andere Präsentation – für ihren Stream, sondern leistet eine grundlegend andere Funktionsweise. Die Webseite und die offizielle App sehen nicht nur grundverschieden aus, sie funktionieren fundamental anders. Durch die jahrelangen Einschränkungen (Moments + Umfragen) und die aktuelle Verkrüppelung (Push + Stats) plündert Twitter in eigenem Haus – es beraubt sich selbst.

Ich glaube inzwischen ernsthaft, dass es sich Twitter nicht leisten kann die Kunden und die Funktionalität von Third-Party-Clients zu verlieren. Das bedeutet nicht, dass die Firma untergeht, sondern das sie ihre Bedeutung verliert. Und das ist eigentlich noch trauriger.