Apple übernimmt das Smartphone-Modemgeschäft von Intel

Apple und Intel haben eine Vereinbarung unterzeichnet, dass Apple die Mehrheit des Smartphone-Modemgeschäfts von Intel übernehmen wird. Etwa 2.200 Intel-Mitarbeiter werden zusammen mit geistigem Eigentum, Ausstattung und Verträgen zu Apple wechseln. Die Transaktion im Wert von 1 Milliarde US-Dollar wird voraussichtlich im vierten Quartal 2019 abgeschlossen, vorbehaltlich der Zustimmung durch die Aufsichtsbehörden sowie weiteren Bedingungen, einschließlich Betriebsrat und Gesprächen mit anderen entsprechenden Jurisdiktionen.

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Warum ist das ein signifikanter Deal?

Apple wäre neben Qualcomm der einzige Smartphone-Hersteller mit eigenem Modem-Chip – eine Kerntechnologie mit Alleinstellungspotenzial. Eine eigene Modemarchitektur spart nicht nur dauerhaft Lizenzkosten, sondern lässt Apple ihre Technologie in erster Linie nach ihrer eigenen Geschwindigkeit weiterentwickeln und auf ihre eigenen Gerätekategorien anpassen – von Wearables bis Notebooks. Bei Prozessoren hat das bereits geklappt: Kein anderes Smartphone hält derzeit auch nur annähernd mit Apples A-Chips mit.

Dabei ist es nicht nur die reine Performance der Prozessoren, sondern in erster Linie deren Effizienz und die individuelle Ausrichtung auf den jeweiligen Computer. Steve Jobs nannte es vor 15 Jahren einmal ‚power per watt‘. Es ist weiterhin eine relevante Beschreibung, wenn wir an miniaturisierte Computer mit Mobilfunk-Chips wie die Apple Watch oder eine zukünftige AR-Brille denken. Die Geschwindigkeit von Mobilfunk ist ohne Frage wichtig; das diese Chips aber nicht den Akku auffressen, bleibt entscheidend.

Mit einem eigenen Mobilfunk-Chip hätte Apple die Möglichkeit diese Netzwerkkomponente in ihr eigenes ‚System-on-a-Chip‘-Design (SoC) zu integrieren. Potenzielle Macs mit ARM-CPUs hätten plötzlich schon ein Plätzchen für das Modem reserviert. Der S-Chip der Apple Watch ließe sich eventuell durch ein Design ersetzen, dass einen deutlich leistungsvolleren A-Chip heranzieht. Ein fehlender Baustein für Apples integrierte Architektur ist seit jeher ein Modem-Chip.

Und Intel?

Intel übernahm ‚Infineon’s Wireless Solutions Business‘ im Jahr 2010 für 1.4 Milliarden US-Dollar. Auf Smartphone-Seite war Apple ihr einziger Abnehmer für LTE-Chips. Gleichzeitig war es ein Kunde, der seit mehreren Jahren ganz offensichtlich selbst an dieser Technik forscht.

Trotz dieser Drucksituation erscheint mir die finanzielle Transaktionshöhe von einer Milliarde US-Dollar für 17.000 Patente und 2.200 Mitarbeiter als Schnäppchen. Wenn Apple einen Wert im geistigen Eigentum und im übernommen Talent sieht, dürfte das eine äußerst günstige Starthilfe für eine wichtige Kerntechnologie sein – auch wenn es die zweitgrößte Akquisition in der Firmengeschichte darstellt.