Japan-Nachlese: iPhone immer noch ohne Konkurrent aber mit Entwickler-Problemen

Mittlerweile kann man von ‚einigen Jahren‘ sprechen, die das kleine Apple-Telefon bereits unter uns verweilt. Und noch immer bleibt (m)eine Faszination.

Auf dem letztwöchigen Streifzug durch Tokyo habe ich versucht ein Gerät aufzuspüren, das mir nur ansatzweise Gründe für eine horrende Urlaubsausgabe im Bereich Elektronik-Einkäufe liefern kann. Einfach mal was Neues, ist ein komplett nachvollziehbarer Drang.

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Gefunden habe ich auf mehreren (Jagd-)Tagen über die Elektronikmeile Akihabara nichts, dem ich blind Geld hinterherwerfen wollte. Zwischen hochgezüchteten Taschenrechnern und miniaturisierten Netbooks stachen lediglich Einzel-Funktionen der neuen Highend-Geräte positiv hervor. Hier mal ein eine ausziehbare Tastatur, die ein exotisches Linux bedient, dort der Finger-Scanner auf einem hochaufgelöster Bildschirm im Hosentaschenformat. Ein funktionierendes Gesamtpaket bleibt (leider) vermisst.

Japan ist auch nicht unbedingt für seine iPhone-Freundlichkeit bekannt, weshalb das Apple-Telefon nach einzelnen Positiv-Ausreißern ganz eindeutig nicht in der aktuellen Top 10-Bestenliste für Mobilfunktelefone rangiert. Mein persönlicher Tipp an Cupertino wäre dem Softbank-Telefon eine Vorrichtung für kleines ‚Gebimmel‘ zu spendieren. Die kleinen Anhänger für Figuren, Plüschbären und Bändchen führt nämlich wirklich jeder Japaner am Telefon spazieren.

Zurück zum Thema. Was war das eigentlich? Das iPhone ist toll, oder so.

Eine sehr schöne Kolumne hat Michael Gartenberg für Engadget fabriziert, in der er herauskristalisiert, das nicht die schiere Anzahl von 100.000 Anwendungen im Fokus stehen sollte, sondern die Möglichkeit für Konsumenten auch an diese Zusatzfunktionalität zu gelangen – sowohl für den Arbeitseinsatz als auch das Unterhaltungs-Bedürfnis.

All diese kleinen Großartigkeiten, die sich Applikationen nennen, werden in den (zurecht debattierten) Grabenkämpfen über App Store-Genehmigungen leicht vergessen. Mit dem derzeitigen System werden diese Diskussionen auch nicht abreißen. Aktuellstes Beispiel scheinen Spiele, die auf der Game Engine Unity beruhen. Der potenzielle Hitkandidat Ravensword hat – wie anscheinend mehrere andere Entwickler, die auch auf Unity setzten – eine Ablehnung erfahren. Das Grafik-Entwicklerwerkzeug soll ‚unzulässige‘ iPhone-Schnittstellen benutzt haben. Es ist jedoch bereits nachgebessert worden.

Im gleichen Kontext bleibt zu erwähnen, das gegen Entwickler Strom8 Klage eingereicht wurde, da ihre Programme iMobsters, World War oder Vampires Live über die Unity-Schnittstelle Telefonnummern seiner Benutzer einsammelten – eine Nachbesserung wurde im hauseigenen Forum versprochen.

Und trotzdem bleiben ‚private APIs‘ eine (vieldiskutierte) Limitierung für Entwickler.

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Apropos Entwickler. Apple sucht mittlerweile (anscheinend) selbst nach Software-Entwicklern sowie Mitarbeitern, die sich mit Webkit-Anwendungen auskennen.

Your work will involve collaboration with iPhone teams as well as with OS X development teams. Along with excellent skills in object-oriented software design and programming, you are expected to have real-world experience optimizing size and performance of applications and frameworks.

Die Wucht des App Stores scheint derzeit nur an der Verfügbarkeit von fähigen Entwickler begrenzt.

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100,000 apps is impressive but it’s not the number that matters — it’s the depth and quality of those applications and the ability for consumers to use their devices for play as well as for work.

Neben unzähligen Neuentwicklungen drängen sich auch (Spiele-)Klassiker in die App Store-Tür. Capcom veröffentlichte in der letzten Woche sein super-schweres Ghosts’n Goblins Gold Knights (2.39 €; App Store-Link) das mich viele Stunden und Nervenstränge im Flieger von Tokyo nach München unterhalten konnte. Mit R-Type steht demnächst der Charme einer weiteren Kindheitserfahrung auf der Veröffentlichungsliste. DotEmu soll sich für die Umsetzung des Side-Scrolling-Shooters aus dem Jahr 1987 verantwortlich zeigen.

Ob dafür schon das lange angekündigte iControlPad zum Einsatz kommt, bleibt mehr als fraglich. Immerhin hat Zodttd ein neues Video veröffentlicht und uns per Mail ein baldiges Testmuster versprochen.

Kein Wunder also, das sich bei diesem Entwicklersturm mobile Werbeanbieter wie Admob großer Beliebtheit erfreuen. Nachdem sich Google diesen Kandidaten für 750 Millionen US-Dollar in der letzten Woche sicherte, soll einige Zeit zuvor Apple selbst die entsprechenden Übernahme-Gespräche geführt haben.

Geld über alle Kanäle sozusagen.

Da wollen auch die Videoplattformen mitmachen. Brightcove 4 und Vimeo springen auf den rasenden iPhone-Zug auf. Brightcove 4 nimmt sich dabei die Quicktime API und rendert den individuellen Player drumherum. Vimeo re-encodiert zumindest schon einmal die Mitarbeiter-Empfehlungen und den HD-Vitrine iPhone-kompatibel. Nicht viel, eher ein Anfang. YouTube und Blip.tv hatten sich auf die iPhone-Limitierungen bereits frühzeitig eingestellt.

Soweit dieser – zugegebenermaßen recht sprunghafte – Wocheneinstieg einiger Themen aus der letzten Woche.