Überarbeitete Entwickler-Richtlinien: Die App-Store-Hoffnung stirbt zuletzt

Apple überraschte in der letzten Woche mit ‚gelockerten‘ Entwickler-Vereinbarungen sowie der Veröffentlichung von ‚App-Store-Test‘-Richtlinien. Sowohl das geschlossene Software-Konzept als auch dessen Auswahl- beziehungsweise Genehmigungs-Prozess, sorgten seit dem App-Store-Start im Juli 2008 für anhaltende Kritik.

Die aktuelle Überarbeitung, respektive die Publikation der ‚Review‘-Richtlinie, wird daran nichts ändern. Das etablierte System ist in sich kohärent mit Kritik verknüpft, indem es dezentrale (Software-)Bezugsquellen ausgrenzt. Trotzdem löste die (sprachliche) Neufassung der Paragrafen 3.3.1, 3.3.2 und 3.3.9 ein positives Bauchgefühl aus.

Öffentlich äußerten sich im direkten Anschluss zwei direkt Betroffene: Google und Adobe.

This is great news for everyone in the mobile community, as we believe that a competitive environment is the best way to drive innovation and growth in mobile advertising.

via Google Mobile Ads Blog

We are encouraged to see Apple lifting its restrictions on its licensing terms, giving developers the freedom to choose what tools they use to develop applications for Apple devices.

via Reuters

Entsprechend der neuen Wortwahl dürften Googles AdMob-Werbeschaltungen nicht mehr durch die vorher beschränkte Erhebung von Nutzerdaten beschnitten sein. Adobe, im April noch mit den bösen Worten „Go screw yourself Apple„, im ‚Kampf für die Verwendung beliebiger Programmiersprachen‘, kündigte die Weiterentwicklung von CS5 mit seinem Cross-Compiler an.

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Erste euphorische Früchte trägt Sean Kovacs mit seiner erneuten Review-Einreichung für GV Mobile, der nativen Google-Voice-App, in die Runde. Apple verbannte im letzten Jahr eine Handvoll Anwendungen – inklusive der offiziellen Google-Version – aus seinem App Store. „Verdoppelte Funktionalität“ hieß es zur damaligen Zeit. Ein Passus, der unter 2.11 in den aktuellen ‚Guidelines‘ immer noch enthalten ist: „Apps that duplicate apps already in the App Store may be rejected, particularly if there are many of them“.

Nichtsdestotrotz ist Kovacs zuversichtlich, dass sein neu eingereichte GV Mobile + (identische App-Store-Titel von gelöschten Apps sind nicht erlaubt) den Weg aus dem Cydia-Dasein zurück in das offizielle App-Store-Verkaufsregal schafft.

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via Boy Genius Report

Apropos App-Store-Namen: Wer als Entwickler einen Titel für seine Applikation reserviert und kein entsprechendes Binary innerhalb von 90 Tagen nachreicht, bekommt seine Produktbezeichnung wieder entzogen. Ob der „Domain-Grabber-Mentalität“ so entgegengewirkt werden kann, und welchen Prüfungen (simple) Beispiel-Uploads unterliegen, bleibt offen.

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via Ars Technica

Das ‚Wall Street Journal‘ warf am vergangenen Freitag die Frage auf, ob Apples Kurskorrektur den lodernden US-Antitrust-Ermittlungen oder gar den aufstrebenden (Android-)Konkurrenten geschuldet ist.

In an uncharacteristic about-face, Apple Inc. loosened its control over software development for its iPhones and iPads as the company feels heat from a U.S. antitrust investigation and rising competition from mobile devices powered by Google Inc.’s Android software.

Ich persönlich halte mehr Transparenz (bezüglich der neu veröffentlichten Richtlinien) für eine willkommene (und längst überfällige) Abwechslung, die den App-Store-Prozess in geringer Dosis ‚(an-)greifbar‘ macht. Apple selbst spricht von den ‚App Store Review Guidelines‘ als „a living document“ und merkt an: „new apps presenting new questions may result in new rules at any time. Perhaps your app will trigger this.“