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[iPad-App] Flipboard

Für großes Aufsehen sorgte in der letzten Woche die iPad-Anwendung ‚Flipboard‚. Perfekt abgestimmt, spülten die vorbereiteten Artikel einiger Internet-Mammuts, angeführt von All Things Digital und Robert Scoble die Lesergemeinde wie eine Viehherde zum App-Store-Trog. Nicht verwunderlich, dass die kostenfreie Medientankstelle innerhalb der ersten Stunden komplett austrocknete. Die Einwahl über das eigene Facebook- und Twitter-Profil verzögerte sich und ließ nach einem schnell durchgewunkenen Update erst peu à peu die Nutzer ins Netzwerk. Mein Zugang zur „revolutionary social app“ folgte am gestrigen Mittwoch.

Wie angekündigt, hier meine ersten Impressionen und Aussichten für Flipboard (kostenlos; App Store-Link).

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Als das „individuelle, digitale Magazin“ propagiert sich die Anwendung des Startups aus San Francisco. Einen seiner Mitgründer Evan Doll, der zuvor mehrere Jahre als Objective-C-Entwickler im Apple-Hauptquartier arbeitete, habe ich letztes Jahr auf den ‚Making Apps Developer Days‚ getroffen. Was damals noch unter hoher Geheimhaltung stand, wurde in den ersten Tagen mit der abgedroschenen Phrase „killer app“ versehen. Nachdem sich die Aufregung ein wenig gelegt hat, fragt Joshua Topolsky von Engadget zurecht:

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Das ‚Flipboard-Prinzip‘ ist schnell erklärt: Die Anwendung presst Auszüge von RSS-Feeds in ein Design-Konzept, das unserer Vorstellung im Jahr 2010 von einem elektronischen Journal entspricht. Dabei dient es als ‚Nachrichten-Aggregat‘ aus vorgegebenen sowie eigenen Facebook-, Twitter- und Flickr-Quellen.

Einen ähnlichen Hype traf bereits die iPad-App Pulse (2.99 €; App Store-Link), die auch mit exakten Adressen von RSS-Feeds zu füttern ist. Diese ‚Entwendung‘ der eigenen Inhalte passte bekanntlich der ‚New York Times‘ nicht, die den RSS-Reader kurzfristig aus dem App Store kegelten. Flipboard hat nach ‚Expertenmeinung‚ ein noch größeres Problem, da Sie die ‚fremden Inhalte‘ selbstständig zusammentragen und über ihre eigenen Server ‚veredelt‘ ausliefern.

„Copyright ick hör dir trapsen…“

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Fernab der Frage, „Who Owns User Experience?“ sieht Erik Schwartz eine viel größere Gefahr darin, dass Apple das ‚Flipboard-Konzept‘ kopiert.

Apple could offer to buy Flipboard, but as Apple is the only distributor, they would have a ton of leverage in the price negotiations (and if you raise 10.5 million, your investors are expecting a grand slam). Say Apple offers to buy Flipboard for $10 million. Flipboard would naturally say no that offer (they probably raised money at a $40 million post-funding valuation). Apple says fine, clones Flipboard, rolls it into iOS and then pulls Flipboard from the app store because it duplicates iOS functionality. At the end of the day the content scraping issues may be the least of their problems.

via „Flipboard, Apple, and why a single channel distribution is a scary place to live

DirektFlip *

Ungeachtet dessen: Ich finde den Trend, über das vermutete Bedürfnis zu unstrukturierter Informationsaufnahme, durchaus interessant. Während wir uns lange Jahre mit dem starren Gerüst des Verlagswesens und dem Aufbau der Zeitung beschäftigt haben, zerstreute sich durch Blogs und Kurzmitteilungsdienste dieser eingefahrene Medienkonsum. Ich denke nicht, das die unbeschränkten Auswahlmöglichkeiten von ‚Nachrichten‘ mit persönlichem Fokus, für dessen Interessenten ein Problem darstellt. Die Präsentation dieser gefilterten News-Strömung ist jedoch weiterhin eine Herausforderung.

Dazu liefert Flipboard erste Lösungsansätze – nicht mehr und nicht weniger.

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