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Hardwarequalität ≠ Smartphone-Qualität

Hugo Barra verlässt nach dreieinhalb Jahren den chinesischen Smartphone-Hersteller Xiaomi – aus persönlichen Gründen.

Ich nutze den prominenten Abgang, der die bereits geringen Hoffnungen über einen groß angelegten Vertrieb der Mi-Smartphones in Europa und Nordamerika abermals schmälert, um einen Blick auf die letzten drei Jahre von „China’s iPhone killer“ zu werfen.

10 Jahre nach dem iPhone hat die Hardwarequalität der Apple-Mitbewerber insgesamt nicht nur gleichgezogen, sondern das iPhone teilweise überholt. Wie sinnvoll 4K-Smartphone-Bildschirme und 6 GB-Arbeitsspeicher in Telefonen derzeit sind, sei dahingestellt. Fakt ist: Man bekommt heute mehr Smartphone für weniger Geld.

Ein OnePlus 3T kostet 439 US-Dollar; ein Xiaomi Mi 5s ist für umgerechnet 300 US-Dollar in China zu kaufen – bequem im Direktvertrieb, ohne Umweg über einen Mobilfunker.

Mittlerweile schwindet jedoch der Irrglaube, dass die besten Specs auch automatisch das beste Telefon produzieren. Qualitativ hochwertige Smartphones baut heute nämlich jeder. Durch ausbleibende Profite konsolidiert sich der Markt. Kunden sind bereit Telefone zu wechseln, wenn neue Anreize in einer Hardwaregeneration ausbleiben.

Es stellt sich heraus: Ein Markenname zählt. Ebenso ziehen Plattform-exklusive Dienste oder verknüpfte Services. Das Spektrum reicht von simplen Garantieleistungen bis zu regelmäßigen Betriebssystem-Updates.

Xiaomi hat mit seinen von Apple inspirierten Smartphones zu einem allgemeinen Preissturz für Telefon-Hardware beigetragen. Für Kunden ist das toll: Mehr Smartphone für weniger Geld.

Problematisch wird es für Xiaomi und Co. wenn trotz günstigem Gerätepreis das Wachstum ausbleibt. Schaut man auf die (selbst gesteckten) Jahresziele, die Xiaomi seit zwei Jahren nicht erreicht und für 2016 gar keine Zahlen mehr nennen, lässt das keine positiven Rückschlüsse zu. Es lässt vielmehr vermuten, dass keine Alleinstellungsmerkmale vorhanden sind, die Kunden für mehrere Gerätegenerationen binden. Austauschbare Hardware gewährleistet keinen langfristigen Erfolg. So lässt sich nur schwierig planen.

Ich bezweifle, dass die neue Strategie, in der Xiaomi mit Ladengeschäften in China auftrumpfen will, für das mit 45 Milliarden US-Dollar bewertete Unternehmen skaliert.

It’s been fairly evident from analyst reports that 2016 wasn’t a year for blockbuster Xiaomi growth. While it featured near the top of the sales pile in China, and held steady in India, its top emerging market, there was no great acceleration as in past years. For example, sales jumped from 7.2 million in 2012, to 18.7 million in 2013 and 61 million in 2014. […]

While Xiaomi hasn’t revealed those sales figures, it did push out a range of business metrics that it hopes illustrate how it is growing as a company that goes beyond simply selling smartphones, which it recently admitted it makes no profit on.

Xiaomi stops disclosing annual sales figures as CEO admits the company grew too fast

Apple verlangt für ein vertragsloses iPhone zwischen 500 und 1100 Euro. Für Apple ist es eine Gefahr, wenn Hardware zur ‚Commodity‘ wird. „Funktioniert und ist günstig“ – diesen Status quo haben wir bereits erreicht.

Ein Snapchat bleibt ein Snapchat, egal über welchen Bildschirm es flimmert. Ein Spotify spielt Musik, unabhängig von Android oder iOS. Die Verfügbarkeit dieser Dienste ist heute überall gegeben und kein Grund mehr in einem einzigen Ökosystem, bei nur einem ausgewählten Smartphoneanbieter, zu bleiben.

Apple hat fürs iPhone deshalb spezifische Dienste herausgearbeitet, die man auf keinem anderen Telefon bekommt. iMessage zählt beispielsweise dazu. Es bindet Kunden und Kundinnen an iOS. Eine Android-Version von Apples Nachrichten-App ist genau deshalb äußerst unwahrscheinlich.

Andere Alleinstellungsmerkmale finden wir im Zusammenspiel von iOS mit Apple Watch, Apple Pencil und den AirPods. iCloud und HomeKit könnten sich zukünftigen als Besonderheiten, die es nur mit dem Kauf eines iPhones gibt, entwickeln.

Google erkennt inzwischen diesen Wert und stößt mit seinem Pixel erstmals ernsthaft die Tür für ein Telefon auf, das komplett unter ihrer Kontrolle ist (und zumindest bislang exklusiv den Google Assistant bekommt). Wie ernsthaft die Absichten für dieses Geschäftsmodell sind, das so überhaupt nicht zu der Art und Weise passt wie Google derzeit Geld verdient, bleibt abzuwarten.

Fest steht: Google schöpft mit Android die Umsätze aus dem Werbemarkt ab; Apple streicht seine Gewinne mit dem iPhone ein – beide gewinnen. Als reine Hardware-Bude, so wie Xiaomi oder OnePlus, sitzt man unglücklich zwischen zwei sehr profitablen Stühlen.