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„The iPad vs. Mac Juxtaposition”

Apple hat sich in den letzten Jahren eine Handvoll Flops geleistet – nur eine Handvoll Flops. Komplett überraschend ist das nicht: Apples Umsatz stammt von Hardware, die sie direkt an Kunden und Kundinnen verkaufen. Es besteht also eine direkte Beziehung (und Feedback-Schleife) zwischen Käufer und Verkäufer; ganz anders als beispielsweise Google operiert1.

Ich halte Apples hohe Trefferquote aber auch für eine potenziell große Gefahr. Wer Hit nach Hit produziert, der verstrickt sich eventuell in ein Muster, das nur eine einzige Gattung von Produkten zu Tage fördert beziehungsweise andere Ideen aus den Augen verliert oder schlimmstenfalls gar nicht erst zulässt.

Das iPad war ein augenblicklicher Hit – ein „instant success”. Das Tablet übertraf die Mac-Verkäufe bereits nach seinem ersten Jahr. Nach drei Jahren wurden für jeden verkauften Mac vier iPads verkauft. Das iPad war nicht mehr nur das Produkt „zwischen dem Mac und iPhone” – so wie es Steve Jobs im Jahr 2010 vorstellte – sondern es war nach den Worten von Tim Cook: „The clearest expression of our vision of the future of personal computing”.

Tatsächlich war der Release so überwältigend (und wahrscheinlich auch kräftezehrend), das Apple den Fuß vom Gaspedal für iPad-Software nahm, aber trotzdem auch dem Mac weniger Aufmerksamkeit einräumte. Rückblickend ist besonders deutlich zu erkennen, wie rasant sich die iPad-Hardware weiterentwickelte (iPad 3, 4 und iPad Air), aber die Software auf der Stelle tanzte. Gleichzeitig spülte das iPhone Hunderte von Milliarden von US-Dollar in die Kassen. Und wie wir alle wissen: Geld und Erfolg verschleiern Probleme.

Mit den neuen MacBooks (ab 2016), den konstant guten iMacs und dem Pro-Modell des iPads hat Apple seit drei bis vier Jahren wieder ihren Grip gefunden, der vorher nicht zu sehen war.

Ich muss mir selbst oft vor Augen führen wie viel Zeit die Entwicklung von neuer Hard- und Software in Anspruch nimmt. Ganz zu schweigen von den gigantischen Dimensionen, in denen jedes Apple Produkt potenziell kalkulieren muss. Apple verteilt an den ersten iPhone-Release-Wochenenden weltweit Telefone in zweistelliger Millionenhöhe. Diese Geräte müssen produziert, verschifft und verkauft werden. Logistisch ist das sehr beeindruckend und trotzdem dauert es seine Zeit, bis sich so ein „Hochsee-Kreuzer” wie Apple wendet.

Die Vision, mit der zukünftig iOS-Apps auf macOS landen oder der Idee von „several windows in one app” auf iOS, um nur zwei Beispiele zu nennen, erscheint mir nach einer handfesteren Perspektive als der Software-Mischmasch aus den letzten Jahren.

Vielleicht hat es nur seine Zeit gedauert, aber die Aufgabenverteilung zwischen den unterschiedlichen Geräten – von iOS über macOS bis watchOS – erscheint mir inzwischen deutlicher zugeordnet.

There is no evidence that Apple is growing frustrated or tired of the differences found between iPad and Mac. Instead, Apple’s strategy for iPad and Mac is to position each as its own creative platform. The iPad ends up being a creative arm for iOS, while the Mac harnesses the potential with macOS to power the needs of a wide variety of creators. While this strategy doesn’t prevent Apple from trying to share features between the platforms, Apple seems set on recognizing the key differences found with iPad and Mac – iPad’s multi-touch user interface and Mac’s cursor and mouse paradigm.

Neil Cybart

Der berühmt berüchtigte „fehlende Fokus”, der Apple von Branchenbeobachtern vorgehalten wird, der wird bleiben. Teilweise zurecht, aber teilweise ist es auch eine übersehende Stärke. Wenn Apple damit aufhört zu experimentieren, neue Produkte (insbesondere abseits von Hardware) zu entwickeln und sich dabei nicht traut auch große Fehler zu machen – sondern nur noch nach Schema F das nächste iPhone entwickelt – dann mache ich mir Sorgen.


  1. Google wirft verschiedenste Dienste, Services und Hardware an die Wand und schaut was zieht. Google ist beeindruckend gut diese „Hits” dann an ihre Kunden – die Werbetreibenden – zu verkaufen.