Das iPad (8. Generation)

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Ein Jahr nach dem iPad (7. Generation) startet Apple den Verkauf für das iPad (8. Generation). Schulen und Universitäten freut der konstante Release-Rhythmus, weil sie so ihr Budget in aktuelle Technik stecken, die deutlich länger OS-Update erhält.

Verantwortlich dafür ist allem voran Apples A12. Dieser Prozessor hat sich schon im (aktuellen) iPad Mini (5. Generation), dem iPad Air 3 aus dem letzten Jahr sowie in den iPhone-Modellen XS und XR bewährt.

Heute schaut jeder auf die Geschwindigkeit dieses Chips; in ein paar Jahren verschiebt sich der Fokus auf die Langlebigkeit, mit der der Prozessor das Tablet in Benutzung hält. Dieses iPad verschenkt ihr ohne schlechtes Gewissen noch in ein paar Jahren an die jüngeren Geschwister.

Mit dem A12 Bionic wandert erstmals auch die Neural Engine ins preiswerteste Apple-Tablet. Maschinelles Lernen ist eine im Alltag tatsächlich spürbare Stärke. Dieser Chip pflügt beispielsweise ohne Mühe durch die Personenerkennung eurer Fotos.

Insgesamt zählt das iPad nun sechs CPU- und vier GPU-Kerne. Zwei CPU-Kerne widmen sich allen „High Performance“-Aufgaben; die anderen vier Kerne arbeiten energiesparend – soweit, so bekannt.

Das iPad (8. Generation) kommt mit einem Arbeitsspeicher von 3 GByte. Völlig ausreichend für eine normale Nutzung. Sichtbar wird das Limit erst wenn man sich beispielsweise die Anzahl der „Layer“ in Procreate anschaut. Mein iPad Pro mit 6 GByte schafft in einem 2732 x 2048px‑Bilderrahmen insgesamt 115 Ebenen. Das iPad der 8. Generation ist bei der selben Auflösung auf maximal 43 Ebenen begrenzt.

Das iPad bedient für seinen Preis unter 400 Euro eine Zielgruppe mit ganz alltäglichen Ansprüchen. Beispielsweise liegt erstmals ein USB‑C Power Adapter in der Packung. Und obwohl das iPad beim Lightning-Port bleibt, schaut der Adapter bereits in die Zukunft. Außerdem handelt es sich um ein 20-W-Netzteil, dass das Tablet schneller lädt als das ehemalige 12-W-USB-A-Netzteil.

Ebenfalls relevant ist die Gehäuseabmessung, die exakt dem Vorjahresmodell entspricht. Das bedeutet: zahlreiche und günstige Hüllen!

Ich habe erst im Sommer meinen Kids neue Cases für ihre älteren iPad-Modelle bestellt. Die Auswahl dafür ist gigantisch. Man bekommt Hüllen, die das iPad in verschiedenen Winkeln aufbockt. Es gibt Hüllen, die klemmen sich lediglich an die Rückseite um dem Tablet mehr Griff zu geben. In anderen Panzer-Schachteln schleppt man sein 500-Gramm-Tablet bedenkenlos über Baustellen. Vor einer Auswahl an Farben und Materialien kann man sich obendrein kaum retten, und einige Cases bieten sogar ein Plätzchen für den Apple Pencil.

Das iPad nutzt den Apple Pencil (1. Generation). Man findet ihn mittlerweile oft günstiger als den von Apple empfohlenen 100-Euro-Verkaufspreis.

Ich betone das so explizit, weil ich den Pencil fürs iPad weiterhin als essenziell erachte – alleine für die neue Handschriftenerkennung in iPadOS 14 (obwohl sie bislang nur in englischer Sprache vollwertig funktioniert).

Sprichwörtlich unterstreichen möchte ich die Unterschiede zwischen Apple Pencil (1. Generation) und Apple Pencil (2. Generation). Beide Stifte besitzen die gleiche Neigungs‑ und Drucksensitivität. Sie arbeiten außerdem mit der identischen Handflächenerkennung sowie der exakt gleichen Präzision.

Der einzige technische Unterschied besteht in der geringeren Verzögerung, die erst durch den ProMotion-Bildschirm des iPad Pro möglich wird. Um die 9 Millisekunden im Pro-Modell zu erreichen, braucht es die höhere Bildwiederholungsrate. Aber auch mit 20 Millisekunden fühlen sich eure Striche auf diesem iPad absolut verzögerungsfrei an.

Das bedeutet: Auch das neue iPad Air (4. Generation) schaut, obwohl ihr es exklusiv mit dem Apple Pencil (2. Generation) benutzt, auf die gleichen technischen Werte.

Natürlich bringt der Apple Pencil (2. Generation) eine andere Gehäuseform. Er haftet und lädt magnetisch am iPad und lässt sich zweimal Antippen. Rein technisch betrachtet ist es jedoch egal ob ihr ein iPad (8. Generation) mit einem Apple Pencil (1. Generation) benutzt oder ein iPad Air (4. Generation) mit einem Apple Pencil (2. Generation).

Ich finds klasse, dass der Smart Connector im günstigsten iPad verbleibt, obwohl das einzige relevante Zubehör für diese Schnittstelle Apples Smart Keyboard bleibt. Für 175 Euro steht die Tastatur jedoch in einem schwierigen Preis-Leistungsverhältnis zu ihrem Computer, den man für 370 Euro kauft.

Wenigstens ist das Smart Keyboard kompatibel zu anderen iPad-Modellen. Diese Version passte bereits aufs iPad (7. Generation), das iPad Air 3 sowie das iPad Pro 10.5“. Die Chance auf einen Rabatt ist also auch hier gegeben. Ich persönlich würde nicht nach Alternativen schauen wenn man das Smart Keyboard irgendwo für unter 130 Euro findet.

Abstriche nimmt man beim Bildschirm in Kauf. Es fehlt das vollständig laminierte Display, die Antireflex-Beschichtung, True Tone und der große Farbraum. Der Screen ist das deutlichste Kriterium, mit dem sich das iPad (8. Generation) gegenüber dem kommenden iPad Air (4. Generation) abgrenzt – und selbstverständlich den Pro-Modellen.

Die 720p-Frontkamera gewinnt ebenso keine Preise. Ausgesprochen fies ist jedoch die Standardkonfiguration mit lediglich 32 GB-Speicher. Das ist schlicht nicht mehr zeitgemäß (und 100 Euro Aufpreis für 128 GByte sind teuer).

Wenn dieses iPad eine FaceTime-Maschine für Oma und Opa wird, ist das alles egal. Auch für Schulkinder sind die genannten Aspekte unerheblich. Wenn dieses iPad euer nächster Pushcut-Server ist, der Shortcut-Automationen abfeuert, kann man die gesamte Kritik ignorieren.

Auch für alle die, die sich dieses iPad für die Heimsteuerung an die Wand nageln, verhallt die Kritik. Wenns ein „Coffee-Table-(i)Pad“ wird, mit dem die Familie ihre Musik steuert, Familienfotos anschaut, etwas im Netz nachschlägt, Gebrauch vom beigelegten Apple TV+-Jahresabo macht oder einen Familienkalender pflegt, ist das alles ebenso wurscht.

Ich dagegen schaue den ganzen Tag auf diesen Screen. Deshalb wäre das iPad (8. Generation) für mich nicht die erste Wahl.

Was mich in den letzten Wochen mit diesem iPad dagegen gar nicht gestört hat, ist das alte Gehäusedesign. Ich habe mich tatsächlich darüber gewundert. Weder die betonten Bildschirmränder, noch der Homebutton, verschreckten mich als täglichen iPad-Pro-Nutzer. Natürlich verbleibe ich auch weiterhin beim Pro-Modell (beziehungsweise erwarte mit Spannung das neue iPad Air), aber ich fühle mich auch im Old-School-Design zuhause.

Strich drunter.

Das iPad (8. Generation) zieht erwartungsgemäß nicht die mediale Aufmerksamkeit an, die es mit der Anzahl seiner verkauften Geräte verdient hätte. Dieses Modell wird es in einige Millionen Hände schaffen und dort für viele Jahre verbleiben. Apple nennt es nicht leichtfertig „the most popular iPad model“.

Das aktuelle iPad-Line-up wirkt auf den ersten Blick fast überladen, lässt sich aber recht einfach durchblicken: Ihr wählt zwischen „The good“ (iPad), „The better“ (iPad Air / iPad mini) und „The best“ (iPad Pro). Es gibt aktuell kein schlechtes iPad.