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Skype 2.0: Gespräche über UMTS

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Der VoIP-Dienstleister Skype aktualisiert sein iPhone-Programm in der letzten Nacht auf Version 2.0. Mit dieser Revision ist es erstmals offiziell möglich, ‚Skype-zu-Skype‘-Gespräche über eine UMTS-Verbindung zu tätigen. Zuvor überprüfte die Anwendung, ob das iPhone in ein WiFi-Netzwerk eingebucht ist und ‚gestattete‘ nur dann ein- und ausgehende Anrufe.

Möglich wird die neue ‚UMTS-Freiheit‘ durch eine Änderung in den Apple-Entwicklerbestimmungen vom 28. Januar 2010. Das die Aktualisierung zum Entfernen der simplen WegfahrAnrufsperre ganze vier Monate auf sich warten ließ, wird mit der Implementation eines neuen Audio-Codec namens SILK gerechtfertigt. Dieser Kompressions-Algorithmus ist seit Skype 4.0 für Windows (Januar 2009) im Einsatz und soll Gespräche in „near CD-quality“ ermöglichen.

Die Veröffentlichungs-Verzögerung erklärte die Skype-PR-Maschine wenige Tage nach den SDK-Änderungen mit einem Entwickler-Interview, welches ich zum damaligen Zeitpunkt für eine ‚schlechte Ausrede‚ hielt. Exakt zwei Wochen später klärte sich jedoch auf, dass sich Skype mit dem Mobilfunkanbieter Verizon Wireless verbrüdert. Diese ’strategischen Partnerschaft‘ ist damit für fast alle US-Mobilfunktelefone interessant, ausgenommen den Apple-Geräten von AT&T. Da die Details der Geschäftsbeziehung nicht bekannt sind, würde ich nie eine absichtliche Release-Verzögerung für die iPhone-App andeuten wollen…

Wie dem auch sei. Online-Auktionshaus Ebay akquirierte im Jahr 2005 den VoIP-Service für 2.6 Milliarden US-Dollar, und trat diesen an ein Investorenkonsortium im letzten Herbst für 1.9 Milliarden US-Dollar wieder ab. Zwischenzeitlich bahnten sich über dem Skype-Verkauf juristische Gewitterwolken. Streitpunkt waren angeblich veruntreute P2P-Technologien.

UI-Design

Das bringt mich zum Knackpunkt der jetzigen iPhone-Ankündigung: Das propritäre Skype Protokoll überzeugt auch im Jahr 2010 noch durch die Fähigkeit, aus fast jedem Netzwerk sein Schlupfloch durch Firewalls und blockierende Antivirensoftware nach „draußen“ zu finden. Diese fehlende Netzwerk-Konfiguration ist einer der Gründe, warum sich Skype bis heute einer breiten Beliebtheit erfreut.

Leider ist das Interfacedesign noch immer ein Drama, bei dem sich die unzähligen Versionen anscheinend gegenseitig zu unterbieten versuchen. Das iPhone-App-Store-Programm, welches (sehr erfolgreich) seit über einem Jahre zum Download bereitsteht, ist eines dieser Schreckensbeispiele. Bis die ersten Kontakte in der ‚Freundesliste‘ auftauchen, vergeht (bei mir) fast eine Minute. Bis deren (Online-)Status abgefragt ist, hätte ich die Person auf der Mobilfunkleitung bereits dreimal angerufen.

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Monetarisierung

Aus dem Änderungsprotokoll der neuen Version geht hervor, dass die Anrufe von Skype-zu-Skype über eine UMTS-Verbindung bis „mindestens August 2010 kostenlos“ sind. Danach fällt eine „geringe monatliche Gebühr“ an. Über welchen Preisrahmen wir hier sprechen, ist bislang nicht bekannt. Mit Sicherheit darf die Höhe der finanziellen Aufwendung jedoch als eines der entscheidenden Benutzerkriterien gewertet werden.

Vorstellbar wäre neben der separaten Gebühr eine Eingliederung in die bestehenden Monatsabos. Damit tritt Skype bereits jetzt in direkte Konkurrenz zu den länderspezifischen Mobilfunkanbietern. „Unbegrenzte Festnetztelefonie“ kostet deutschlandweit 4.99 Euro; für 120 Fest- und Mobilfunk-Minuten verlangt der Anbieter 18.99 Euro (Affiliate-Link). Konkurrenzfähig wird die App-Store-Software für eine breite Zielgruppe erst mit Firmware 4.0, die Skype ‚im Hintergrund‘ laufen lassen kann.

DirektVoIP

In welchem Umfang sich die Mobilfunkanbieter gegen den VoIP-Konkurrenten zur Wehr setzen, bleibt offen. Die Telekom schließt für alle iPhone-Tarife die VoIP-Nutzung in den Geschäftsbedingungen aus und bietet mit der „Option Internet Telefonie“ eine extra „Zusatzleistung“ für dessen Genehmigung an. Auch für die iPad-Tarife gestattet lediglich O2 die Skype-Nutzung.

(Danke, Marcel + Holger!)