Zurück auf den AirPods: die Pro 3
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Sechs Jahre begleiteten mich AirPods Pro; Version 2 saß ich sowohl in ihrer Lightning- als auch in ihrer USB-C-Version aus. Zwischenzeitlich änderte sich mein Geschmack für kleine Ohrstöpsel. Jetzt habe ich mich jedoch wieder eingeklinkt und genieße Apples neue Kopfhörer – insbesondere im Zusammenspiel mit anderen Cupertino-Computern.

Mir war nicht klar, wie sehr ich das systemübergreifende Zusammenwirken vermisst hatte – der unsichtbare High five zum Mac, iPhone, iPad, zur Watch oder zum Apple TV. Es bleibt immer noch magisch, dass die Podcastwiedergabe am Telefon stoppt, weil ich ein YouTube-Video auf dem Mac angeklickt habe und nun dies in meinen Ohren spielt.
Wenn das unbeabsichtigt passiert, springt man mit nur einem Klick zurück. Vorbei scheinen die Zeiten, in denen dieses mühelose Umschalten holperte und stolperte. Und ja: Früher holperte und stolperte das!
Ich kann nachvollziehen, wenn man den automatischen Wechsel aus eigener Präferenz deaktiviert, aber technisch funktioniert er bei mir inzwischen reibungslos und transparent.
Er ist eine Demonstration, wie crazy sich die Software der kleinen Kopfhörer weiterentwickelt. Angefangen bei der präzisen „Find my“-Ortung, über die Steuerung der Kamera – „Influencer-Style“ – bis zum Vorlesen von Benachrichtigungen und „Audio Sharing“.
Apple behandelt AirPods wie seine anderen Computer und Betriebssysteme: Die Chips bekommen nicht nur Fehlerbehebungen; sie erhalten regelmäßig signifikante Updates und neue Funktionen.
Gehörschutz. Schlaferkennung. Ladeerinnerungen. Hörtest. Die Siri-Gesten durch Kopfnicken oder Kopfschütteln.
Die meisten neuen Features erhielten Apples Kopfhörer nicht durch neue Hardware, sondern durch nachträgliche Software-Updates.
Und vielleicht einigt sich Apple ja sogar noch mit der EU und beschert uns auch hierzulande die Live-Übersetzungen?!

Meine Standardeinstellung ist „Adaptives Audio“ – der dynamische Wechsel zwischen dem Transparenzmode und der Geräuschunterdrückung.
Dieser Modus startete vor zwei Jahren viel zu aggressiv; mittlerweile registriert der Kopfhörer jedoch präzise Störgeräusche und filtert subtil.
Und meine Güte: Wie gut ist inzwischen bitte die Konversationserkennung, die die Lautstärke während Gesprächen reduziert?

Verzeiht mir, wenn ich über bereits ältere Features schwärme. Es ist die Perspektive, die man einnimmt, wenn man mal eine Hardware-Generation aussetzt1.
Über die Soundqualität lässt sich lange fachsimpeln. Ich bin immer beeindruckt, wenn jemand nicht nur Nuancen hört, sondern sie auch verständlich beschreiben kann – „frowning face vs smiling face“.
Derart eloquent kann ich Klangerlebnisse nicht beschreiben. Damit zusammenhängend höre ich über AirPods nur sporadisch Musik. Vielmehr flüstern die Stecker mir Podcasts ins Ohr oder lesen Artikel vor – mehrere Stunden täglich.
Gerade dabei hilft eine kompromisslose Geräuschunterdrückung. Verpasst man 20 Sekunden Musik, weil man an einer Baustelle vorbeiläuft, ist das komplett egal. Versteht man jedoch zwei Absätze von einem vorgelesenen Text nicht, verliert man mitunter den Faden.
Achtet mal ganz bewusst darauf, wie vielen Störgeräuschen wir uns täglich aussetzen (müssen). Es gab bereits Tage, an denen ich „Zurück auf den AirPods“ einfach nur die Stille durch ihre aktive Geräuschunterdrückung aktiviert habe. Das war unerwartet!

Ganz und gar nicht überrascht bin ich dagegen über die unzähligen Gründe, überhaupt Kopfhörer zu tragen. Irgendwas spielt ja immer! Kopfhörer bieten dafür mehr Privatsphäre.
Der AirPods-Akku hält ewig, solange „ewig“ für dich 8 Stunden bedeuten. Und solltet ihr euch doch einmal verkalkulieren, steckt ihr sie 5 Minuten ins Case und gebt ihnen damit Strom für eine weitere Stunde.
Mein einziger Kritikpunkt am Case: Seine grüne Status-LED ist arg hell. Auf der Plus-Seite: Die ovale Box bleibt ein absolutes Fidget-Spielzeug, das meine Finger rund um die Uhr beschäftigt.

Die Mikrofonqualität ist doch überraschend schwierig zu ermitteln, weil Apple mit iOS 26 allen AirPods mit H2-Chip (AirPods 4, Pro 2 sowie Pro 3) ein „HQ Bluetooth Recording“ spendierte.
Apple bewirbt diese Aufnahmen als „studio-quality audio recordings“. Doch was ist dabei ihre Konkurrenz? Meistens ist es nicht das dedizierte Studio-Mikrofon, sondern häufiger „kein Mikrofon“.
Diese Gegenüberstellung hat mich schmunzeln lassen. Und trotzdem: Meinen Artikel über AirPods wollte ich euch doch nicht komplett mit AirPods vorlesen.
Neben den nach außen gerichteten Mikros sind die nach innen zeigenden Schallaufnehmer entscheidend für eine funktionierende Geräuschunterdrückung. Wie gut das klappt, hängt natürlich auch vom Sitz der kleinen Stecker ab.
Ich war immer schon jemand, der Schaumstoff unter den Ohrstöpseln trug. Apple hat es jetzt direkt in den Kunstoff eingegossen – auch wenn es nur eine sehr dünne Schicht unter der Silikonumhüllung ist.
Mit dieser Unterfütterung dreht man AirPods minimal mehr ins Ohr, anstelle sie wie vorher nur einzuhängen. Ihr drückt oder quetscht nicht, so wie bei „Comply Foam“-Aufsätzen, aber die Aufsetze sitzen tief(er) im Ohrkanal.
Und auch hier noch einmal der Tipp: Der linke und der rechte Ohreinsatz müssen nicht die gleiche Größe haben. Unsere aller Löffel sind bekanntlich unterschiedlich.
Die Pro 3 stehen minimal weiter heraus, sitzen bei mir aber sicherer. Ich habe allerdings ein paar Tage gebraucht, bis ich mich an sie gewöhnt hatte.
Die Erfassung der Herzfrequenz ist nur bei Workouts aktiv und funktioniert im Zusammenspiel mit einer Apple Watch. Dabei wird der beste Wert aus beiden Aufzeichnungen ermittelt. Das kann bei bestimmten Sportarten vorteilhaft sein; Träger:innen von Apples Uhr ziehen generell aber keinen großen Nutzen aus der Herzfrequenzaufzeichnung im Ohr.
Wohingegen die abermals verbesserte IP57-Klassifizierung gegen Staub, Schweiß und Wasser ein Vorteil für alle ist.

Ohne es tatsächlich errechnet zu haben: AirPods liefern bei mir den besten „bang for the buck“. Es ist mein günstigster Apple Computer mit der meisten Nutzung.
AirPods sind Tausendsassa, nein Alleskönner. Sie sind Fitness-Tracker, Hör- und Einschlafhilfen, bieten Kino- und Konzerterlebnisse und avancieren (hoffentlich bald) zu Übersetzern. Sie werden vom (Sport-)Studiobesucher bis zum Spaziergänger genutzt; sie dienen gleichermaßen dem Buchhalter wie dem Bildhauer.
AirPods setzen sich von anderen In-Ear-Kopfhörern mit ihrer Vielzahl an Funktionen ab. Sie sind ein Kopfhörer für alles und jeden.
Das beste Feature der Pro 3? Sie können die einzigen Kopfhörer sein, die ihr braucht.
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Zugegeben: AirPods Pro 2 habe ich nicht komplett verpasst. Ein Leser hatte mir seine Kopfhörer geschenkt, weil dort ein Mikrofon versagte.
So konnte ich alle neuen Funktionen ausprobieren, mir aber nie sicher sein, wie gut die Audioverarbeitung durch das defekte Mikro tatsächlich funktioniert. ↩