Das „Mehrspaßdennje“ iPad Air (2022)

Der folgende Artikel ist über 7.500 Zeichen lang. Um ihn zugänglicher zu gestalten, habe ich ihn eingesprochen. Für Abonnenten von #one habe ich die Audiodatei zusätzlich in den persönlichen RSS-Feed eingestellt.

iPads sind Kreativ-Computer. Sie trennen für mich Computer-Arbeit von Computer-Freizeit. Meine Denkart wechselt, wenn ich macOS runterfahre und iPadOS boote. Im Kopf legt sich dann ein Schalter um. In diesen Momenten springe ich über eine mentale Barriere, bei der „alles kann, aber nichts muss“.

Hier lebe ich mich kreativ aus. Schreiben, Lesen, Fotografie und Unterhaltung bietet mir in dieser Form kein anderer Computer. Es ist obendrein ein Computer, den ich verstehe. Es gibt hier keine Ecken, die mir fremd oder unbekannt sind. So fühle ich mich in Kontrolle.

Egal, wohin sich iPadOS entwickelt (und es muss sich entwickeln!): Hoffentlich verliert das iPad nie dieses unbeschwerte Zuhausegefühl.

Bild zeigt mich auf der Couch mit iPad Air und Smart Folio Case.

Die Unzulänglichkeiten von iPadOS gegenüber dem Mac sind oft dokumentiert – natürlich auch hier. Wir wissen, was das iPad (noch?) nicht ist. Deshalb trenne ich, was eigentlich nicht zu trennen ist: Software und Hardware. Wir haben hier im Blog viel Platz für beides. :waving hand emoji WWDC!

Deshalb sitzt der Fokus dieses Artikels auf der Hardware des neuen 10,9” iPad Air. Die nun fünfte Generation begleitet mich seit zwei Monaten.

Bild zeigt mich mit AirPods Max und dem iPad Air von vorne.

Das Air besetzt eine Zwischengröße: Es ist deutlich breiter und höher als ein Jackentaschen-Mini, signifikant kompakter als das wuchtige Schreibtisch-Pro, aber vergleichbar mit den Dimensionen der 9. respektive 8. Edu-Generation.

Es behält die identischen Abmessungen der 4. Generation aus dem Jahr 2020. Wenn ihr also (Tastatur-)Cases oder (Schutz-)Hüllen sucht: Hier stöbert ihr durch eine breite Auswahl, die in den letzten zwei Jahren kräftig gewachsen ist. Auch das Magic Keyboard für 340 Euro bleibt kompatibel.

Bild zeigt iPad Air, aufgebockt mit Smart Folio Case.

Insgesamt sind die Änderungen zwischen den letzten zwei iPad Air-Modellen überschaubar. Statt 4G gibt’s jetzt 5G; statt einer mauen FaceTime HD-Frontkamera findet sich dort nun das Ultraweitwinkel mit Folgemodus („Center Stage“).

Touch ID? Unverändert. Das kantige und moderne „All-Aluminium“-Design? So wie vor zwei Jahren. Die Kamera-Positionierung an der Kopfseite? Ihr erratet es …

8 GB Arbeitsspeicher + der M1-Chip sind jedoch Grund genug, das aktuelle Air dem älteren Modell vorzuziehen. Es ist jedoch kein Grund, von der Hardware aus dem Jahr 2020 auf die derzeitige Generation zu wechseln.

Über das Upgrade zum vergleichbaren 11” iPad Pro muss man mindestens nachdenken. Hier sind vier statt zwei Lautsprecher, Face ID, ProMotion und ebenfalls der M1 verbaut. Das sind gute Argumente, insbesondere weil die Grundausstattung 128 GB Speicherplatz besitzt (später mehr dazu).

Diese Funktionen kosten jedoch einen 200-Euro-Aufpreis und das iPad Pro hat gerade seinen einjährigen Geburtstag hinter sich.

Ein Hardware-Update nach 18 Monaten kann ich im Herbst nicht ausschließen. Ziemlich sicher wird’s jedoch nicht preiswerter. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass das nächste Pro sich noch einmal deutlicher vom Air absetzt.

Alle diese Gedankenspiele gehen natürlich von offiziellen Verkaufspreisen aus. Wenn ihr einen richtig guten (Secondhand-)Deal bekommt, dann hört bloß nicht auf mich!

Bild zeigt mich mit AirPods Max und iPad Air in der Hand von der Seite.

Das viel bessere XDR Display im 12,9” iPad Pro kippt natürlich meine Verkaufsberatung, gleichzeitig allerdings auch den Geldbeutel. Es ist ein komplett anderes Gerät – mit anderen Vorzügen, zu einem anderen Preis.

Und das gilt speziell für die Größe und das Gewicht. Nach zwei Jahren mit dem größten iPad überraschte mich der kompakte Formfaktor des iPad Air. Noch deutlicher wird’s, wenn ich es ohne das Magic Keyboard mitnehme (was mir mit dem 12,9“ iPad Pro nie passiert).

Das 10,9“ ist Sofa-freundlicher und lebt mit seinem Eigengewicht von 460g in den meisten (Umhänge-)Taschen unauffällig. Zugegeben: Es ist kein iPad mini (300g), bietet dafür aber auch viel mehr Bildschirmplatz und eine nahezu vollwertige Bildschirm-Tastatur.

Allein durch die Größe und das geringere Gewicht habe ich es in den letzten Monaten dem fantastischen XDR Display für jede Form von Unterhaltung vorgezogen. Mit AirPods Max und Smart Folio ist das iPad Air eine Killer-Kombo – für alle Filme, Spiele und Musik. Es ist tatsächlich das „Mehrspaßdennje“-iPad.

Natürlich ist das Mini-LED-Panel aus dem 12,9“ qualitativ konkurrenzlos; allerdings achtet man aufs Gesamtpaket und den eigenen Nutzen. Und bevor Apple nicht diesen Mini-LED-Bildschirm oder einen vergleichbaren OLED-Screen ins mittelgroße iPad setzt, beeinträchtigt der Formfaktor ganz erheblich die Kaufentscheidung.

Bild zeigt mich auf dem Fußboden mit Blick von Hinten aufs iPad Air das Musikalben zeigt.

Der Deal für das Air wäre jedoch weitaus besser, wenn Apple in der Grundausstattung 128 GB verlötet hättet – so wie beim 11“ iPad Pro! 64 GB sind nämlich nicht nur knapp, sondern im Jahr 2022 knauserig.

Auf meinem 256 GB-Testmuster belege ich zwar nur 70 GB – das setzt jedoch Streamingdienste, iCloud, 5G und meine Art der (Zweitpad-)Nutzung voraus. Und trotzdem sprenge ich die 64 GB-Grenze.

Mir ist bewusst: Solche Upgrades verdienen das Geld. Die Forderung nach mehr Speicher zum gleichen Preis ist einfach auszusprechen. Trotzdem haben zufriedene Kunden und Kundinnen ohne Speicherplatzprobleme ihren Wert!

Obendrein gilt: iPadOS am Speicherplatzlimit ist kein Spaß. Man lebt unbeschwerter mit mindestens 10 bis 20 freien Gigabyte – eher mehr. Außerdem sollten Zukunftscomputer solche Speicherplatzfragen nicht mehr auf Nutzer und Nutzerinnen abwälzen. „It should just work.“

Zähneknirschend habe ich meiner Mutter trotzdem das 64 GB-Modell empfohlen. Die gesparten 170 Euro investierten wir direkt in einen Apple Pencil und ein Case. Das erschien uns als ein größerer Mehrwert für diesen Preis.

Bild zeigt Schreibtisch mit LED Cinema Display, HomePod mini und iPad Air im Magic Keyboard.

So sah in den letzten Monaten mein Büroarbeitsplatz am Air aus. Oft verweilte das Magic Keyboard sogar über Nacht auf dem Schreibtisch; das iPad Air fand sich jedoch zuverlässig an jedem Abend wieder in meinem Rücksack. Es ist das iPad, ohne das ich im Moment nicht mehr aus dem Haus gehe.

Schwächelt der Telefon-Akku, dient das iPad als mobiler Batteriepack. USB-C macht’s möglich. Und es ist nicht einmal der schnieke Thunderbolt-4-Port, so wie am iPad Pro.

Das iPad Air besitzt einen USB 3.1 Gen 2-Port1 mit einer maximalen Datenübertragungsrate von 10Gbps. Das ist im Vergleich mit der 4. Generation doppelt so schnell und ermöglicht es ein Pro Display XDR oder das neue Studio Display anzuschließen.

Ich docke Apples Tablet nur an ein Non-Retina LED Cinema Display, aber es ist ernsthaft geil so zu arbeiten. Auch wenn genau für diese Form der Arbeit am externen Monitor noch ganz viel Luft nach oben besteht.

Bild zeigt iPad Air und Comics, das von zwei Händen gehalten wird.

Neben den Aufgaben als Kreativ-Computer ist es dort meine „Single-tasking“-Arbeitsmaschine. Sie lässt mich konzentriert – im Vollbildschirm oder Split View – Textzeilen auf digitales Papier hämmern. Stumm geschaltet und mit Push-Verbot ist es eine kleine Produktivitäts-Oase und trotzdem ein Wohlfühlarbeitsplatz.

Und für alle Aufgaben, die iPadOS schwerfallen, habe ich mit Tailscale + Screens immer ein macOS unter den Fingern.

Ziehe ich das iPad nach getaner Arbeit jedoch ab, ist es augenblicklich wieder der „Mehrspaßdennje“-Freizeit-Computer. Es ist der Rechner, den ich nicht pflegen und optimieren muss, sondern sorglos benutze.

Bild zeigt in Schwarz-weiß das iPad Air von hinten auf der Couch.

Mit Blick auf die gesamte Produktpalette ist das Air in seiner 5. Generation in diesem Moment das wichtigste iPad. Es dürfte die häufigsten Ansprüche für die meisten Personen am besten erfüllen.

Mit seinem M1-Chip greift es technisch sogar ganz nach oben, orientiert sich preislich aber im Mittelfeld – auch wenn das leider bedeutet ein 64 GB-Modell zu wählen.


  1. Das USB-Konsortiums bezeichnet diese Schnittstelle mittlerweile als 3.2 Gen 2×1.